Christliche
Bildwerke.
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Ausser diesen kürzern Symbolen kamen aber auch
sehr bald, ungeachtet jener bilderfeindlichen Stimmung
einiger Kirchenvater grössere und völlig ausgeführteBild-
werke in Gebrauch. Selbst die Bischöfe scheinen nicht
alle jenen Bilderhass getheilt zu haben. Aus der zweiten
Hälfte des vierten Jahrhunderts haben wir mehrere
Aeusserungen angesehener Kirehenlehrer, welche einzelne
Bilder in Kirchen lobend erwähnen. Vielfach merkwür-
dig ist namentlich die Beschreibung, welche Paulinus
Bischof von Nola (393) von den in dieser Stadt und in
Fondi erbauten Kirchen des h. Felix und den darin an-
gebrachten Gemälden giebt; er sagt ausdrücklich, dass
es ihm nützlich geschienen, dass heilige Malerei an allen
Wänden spiele. Auch der Kunstwerth solcher Gemälde
wurde berücksichtigt, man versehmähete selbst die-Er-
innerung an die schöne Zeit der heidnischen Kunst nicht
immer. Ein Bischof (Asterius von Amasea, um 401]
rühmt von einer Darstellung der h. Euphemia, sie sei so
gut gemalt, dass man sie für ein Werk des Euphranor
halten könne. Man fing an die Kunst als einen erfreu-
lichen Schmuck und als ein nützliches Mittel zur Belebung
der christlichen Vorstellungen zu betrachten. Ein andrer
berühmter Bischof dieser Zeit (Gregor von Nyssa) spricht
wohlgefällig von der Pracht der christlichen Tempel, wo
der Maler auch die Blumen der Kunst beigefügt habe,
und die Kirche wie eine blühende Wiese leuchte. Er
billigt es höehlich , dass diese Malereien lebendig und
anschaulich sind, dass darin die kräftigen Thaten der
luärtyrer, die wilden Gestalten ihrer Verfolger dargestellt
seien, damit man in ihnen die Kämpfe der Blutzeugen
wie in einem Buche lesen könne
hliinter a. a. 0. Paul. N01. ep. 32. und de S. Felicis Nut.