Die
Katakomben.
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Schon im zweiten Jahrhundert begann die Verehrung
der Märtyrergräbcr und der Gebrauch der Katakomben
als gemeinschaftlicher Begräbnissstätten f); die meisten
der mit der Angabe der Consuln versehenen Inschriften
sind jedoch aus dem vierten und fünften Jahrhundert,
einige Gräber augenscheinlich aus einer noch spätem
Zeit. Die Heiligkeit des Ortes macht es begreiflich,
dass man die Katakomben, auch nachdem die Gefahr
vorüber war, zu heiligen Versammlungen und als Grab-
stätten vorzog. Wie lange dies gedauert haben mag, ist
nicht zu bestimmen; im Mittelalter, als die Kirchen im
Besitze der Gebeine andrer Märtyrer und Heiligen waren,
müssen die Katakomben ganz in Vergessenheit gerathen
sein. Sie verfielen, und wurden so unzugänglich, dass
man die nähere Kenntniss ihres Inhalts nur "dem Eifer
einiger Männer verdankt, welche sie im sechszehnten
und siebenzehnten Jahrhundert wieder entdeckten, und
mit Lebensgefahr und den grössten Anstrengungen durch-
forschten. Aus diesen Katakomben nun haben wir eine
grosse Anzahl Bildwerke, theils Malereien und Mosaiken,
theils und besonders Sarkophage mit plastischen Darstel-
lungen , von denen einige der constantinisehen Zeit, die
meisten aber den nächstfolgenden Jahrhunderten ange-
hören. Die Katakomben sind fast alle höchst unregel-
mässiger Anlage, aus mannigfaltig sich kreuzenden Gän-
gen bestehend. In diesen Gängen sind dann auf beiden
Seiten die Gräber in länglich viereckigen Oeffnungen
angebracht, die in den Tuf hineingehauen und mit Mar-
mortafeln oder mit Backsteinen verschlossen sind. Ge-
wöhnlich sind so mehrere Gräber über einander; öfter
finden sich jedoch mehr geschmückte Grabstätten, in
i") lioestell in der Besrhr. d. St. Rom. l. 369. 372.