Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

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Verfall 
des 
römischen 
Reichs. 
dass die Liebesgemeinschaft der Gläubigen, die ja auch 
über das Erdenleben hinausreichen sollte, ihnen nicht ge- 
stattete, wie es die Römer pflegten, ihre Leichen in 
einzelnen Familiengräberil isolirt zu bestatten; die Ge- 
meinde musste auch nach dem Tode zusammenbleiben, 
sie bildete nur eine Familie. Diese unterirdische Stadt, 
ohnehin ein geeigneter Ort für die Abgeschiedenen, hatte 
Raum für sie alle. Es war ein schöner Gedanke, da zu 
ruhen, Wo man in deriGefahr des Lebens Schutz gesucht, 
wo man die Worte der Zuversicht, der innern Beruhigung 
gehört hatte. Es war auch ein milder, freundlicher Ge- 
danke für die Ueberlebenden, dass die Vorausgegangenen 
dennoch in ihrer Mitte, ihren heiligen Versammlungen, ihren 
Liebesmahlen nahe blieben. Besonders wichtig wurde diese 
Verbindung der Gräber und des Versammlungsortes in 
den Zeiten blutiger Verfolgungen. Nichts war natürlicher, 
als dass man die, deren Festigkeit im Glauben selbst 
durch die Schrecken des Todes nicht erschüttert worden 
war, die mit ihrem Blute' für die Wahrheit ihrer Lehre 
Zeugniss gegeben hatten, besonders ehrte, und dass man 
diese Ehre, welche die Lebenden nicht entgegennehmen 
konnten, an ihren Ueberresten zeigte. Auch schien es 
vortheilhaft, diese vor Augen zu haben, um sich stets 
an die Pflicht ähnlicher, unerschütterlicher Treue zu er- 
innern. Man liebte es daher, sich an ihren Gräbern zu 
versammeln, über ihnen das friedliche Liebesmahl zu 
halten, und es galt bald für einen Vorzug, in ihrer Nähe 
der einstigen Auferstehung entgegen zu harren  
 f) Es ist begreiflich, dass dies bald eine abergläubische Färbung 
annahm. Wir gesellen, sagt der Bischof Maximlls von Turin im vier- 
ten Jahrh., unsre Körper den Gebeinen der Heiligen, damit, weil die 
Hölle sie fürchtet, auch uns die Strafe nicht erreiche, weil sie Christus 
erleuchtet, auch von uns das Dunkel der Nacht verscheucht werde 
(Bei Bellermann über die Katakomben von Neapel).
	        
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