Die
Katakomben.
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Tiefe zu nehmen. Bei der grossen Festigkeit dieser Erde,
welche sich. durch das Eindringen der Luft erhärtet, war
es ein Leichtes, die Gruben durch das Stehenlassen eini-
ger Pfeiler zugänglich zu erhalten und so ohne Gefahr
und Unbequemlichkeit immer weiter zu arbeiten. Auf diese
Weise war, Ohne dass man es bemerkte oder doch schrift-
licher Erwähnung werth hielt, Rom grossentheils unter-
minirt. Zu der Zeit als das Christcnthum in Rom soweit
um sich gegriffen hatte, dass es die Aufmerksamkeit er-
regte, oder auch zur Zeit der Christenverfolgungen, deren
erste bekanntlich schon unter Nero statt fand, boten diese
Gruben eine sehr schickliche Stelle, theils zum Verbergen,
der Verfolgten, theils zu Versammlungsörtern. Wenn etwa
der Eingang in dem Garten eines christlich gesinnten Rö-
mers lag, war hier die geheimste und sicherste Stätte der
Zuflucht. Ueberdies hatten sich, wie wir noch jetzt {in-
den, die Gange nach Maassgabe der Erdlager oder des
Bedürfnisses so labyrinthisch gebildet, dass die darin
Verborgenen schwerlich entdeckt werden konnten. Mit
leichter Mühe wurden dann einzelne Höhlen, wie sie schon
vorhanden sein mussten, erweitert und regelmässig bear-
beitet, so dass sie als kirchliche Versammlungsörter dien-
ten, denen die mystische Beleuchtung der Lampen, die
Trennung von der geräuschvollen Welt, die Sicherheit
einen besondern Reiz verlieh. Vorzugsweise eigneten
sich diese weit ausgedehnten Gange zu Begräbnissstätten
der Gläubigen. Da die heidnische Verbrennung dem gott-
ergebenen Geiste und der biblischen Tradition nicht ent-
sprach, da es gefährlich sein mochte, Gräber mit christ-
lichen Emblemen und Inschrifteil den Augen der profanen
Menge auszusetzen, so war es wohl natürlich, dass man
diese bereits fertigen Gruben benutzte. Hiezu kam noch