Porträtstatuen.
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Haltung, ohne innern Zusammenhang; sie erinnern an die
Starrheit der Leiche oder des Sterbenden. Wie weit
man schon damals im Unschönen gehen konnte, zeigen
mehrere kleine Gruppen in halberhabener Arbeit, welche
sich auf die Einigkeit der Söhne Constantins zu beziehen
scheinen, wahrscheinlich alle zusammengehörend , von
gleicher Grösse und in Porphyr gemeisselt, theils an der
Markuskirche zu Venedig eingemauert, theils im vaticani-
sehen Museum Kaum kann man in diesen widerlichen
Gestalten noch Menschen erkennen. Mag nun auch der
schwer zu behandelnde Stein und die (bei der Gleichheit
dieser Gruppen wahrscheinliche) architektonische Bestim-
mung derselben es erklären , dass in ihnen nicht das
Beste des Zeitalters geleistet ward, so ist immerhin die
Rohheit des Sinnes, welche diese Gestalten duldete,
merkwürdig M).
Dennoch war die Neigung für prunkendes Bildwerk
keinesweges erloschen. Ammian erzählt, dass die Römer
in den Zeiten des Constans eine sehr grosse Begierde
hatten, sich Statuen von Erz, auch vergoldete, errichten
zu lassen, und andre Zeugnisse ergeben, dass der Ge-
brauch der Aufstellung kaiserlicher Bilder noch ganz in
Uebung blieb. Auch an grössern plastischen Unterneh-
mungen fehlte es nicht ganz. Arcadius liess seinem Vater
'l'heodosius in Constantinopel eine grosse Säule, in Nach-
ahmung der 'l'rajanischen errichten, von Marmor und mit
ü) S. Aginc. So. pl. 3. n. '17.
"Ü Die in der Gegend der Thermen des Constantin gefundenen
antiken Wandgemälde (Aginc. Peint. pl. besonders eine im Bar-
berinischen Palaste aufbewahrte Roma sind bedeutend besser, als
diese Sculpturen der constantinischen Zeit. In der That ist es aber
auch höchst ungewiss, 0b sie wirklich von den Bauten dieses Kaisers
herrühren (Vergl. Hirt, Gesch. der Bank. ll. 440. mit der Busch;
d. St. Bonn. lll. 2. S. 43H).