Christliche
Basiliken.
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diente. Eine symbolische Bedeutung hatte diese acht-
eckige Form keinesweges , sondern es lag nur eine Rück-
sicht der Bequemlichkeit und eine Nachahmung der Bade-
säle zum Grunde, welche, da nach damaligem Ritus die
Täuflinge ganz in das Wasser hineinstiegen, hier wirk-
lich nahe lag. Hier wie in andern Beziehungen bediente
man sich unbefangen der heidnischen Form, wenn sie
nützlich und zweckmässig schien. Das einzige Beispiel
einer grössern runden Kirche in Rom ist S. Stefano,
eine einfache kreisförmige Construction, in welcher ein
Kreis von Säulen die emporragende Mauer des mittlern
Raumes trägt, wahrscheinlich am Ende des 5. Jahrh. er-
baut. Auch hier moehte die ungewöhnliche Gestalt durch
die Benutzung antiker Fundamente herbeigeführt sein,
gewiss aber konnte der Versuch nicht reizen, von dem
Basilikentypus abzugeben. Das weite, kreisförmige Ge-
bäude giebt ein unheimliches, unruhiges Gefühl , und
entspricht den kirchlichen Zwecken nur höchst unvoll-
kommen f).
Im weitern Verlaufe der Geschichte werden wir die
antiken 'l'raditionen im Kampfe mit fremden Elementen,
mit dem Geiste des Orients und mit dem der germani-
schen Völker beobachten. Hier sind sie von solchen
Einflüssen noch frei, sie erfahren ihre Umgestaltung rein
aus sich selbst und aus der Stimmung, die sich auf römi-
schem Boden verbreitet. Zum ersten Male sehen wir
hier, was sich später in der christlichen Geschichte häufig
wiederholt, zwei verschiedenartige Bestrebungen neben
einander waltend. Hier ist es die des absterbenden Hei-
delltllüms , das ohne innern Halt und Zusammenhang mit
der Fülle des sinnlichen Schmucks, der Technik und der
Aginc.
Arrh.