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Architektur
des
Verfalls.
hellere Beleuchtung. Alle diese Rücksichten waren nicht
künstlerische, aber sie gingen aus der geistigen Stimmung
der damaligen Gemeinden hervor, und sie geben daher
ein charakteristisches architektonisches Bild derselben.
Selbst die künstlerische Unfähigkeit und Gleichgültigkeit
war dabei wirksam und wichtig. Denn die herge-
brachte Form konnte diesem innern Motive nur hemmend
entgegentreten, während grade durch die Vernachlässigung
derselben der Sinn die Freiheit erhielt, die Gestalt des
christlichen Tempels einfach und schmucklos, aber mit
Reinheit und Schärfe auszuprägen. Hier wie immer er-
zeugte der Cultus und nicht die Kunst die architektoni-
sche Grundform. Es war wieder ein einfacher Formge-
danke, wie der des Säulenhauses für die griechische
Architektur, der aber ebenso wie dieser der fruchtbare
Keim der weitem Entwickelung wurde. Die Erbauer
dieser Basiliken haben also eine grosse künstlerische That
vollbracht, deren freilich sie selbst und ihre Zeitgenossen
sich nicht bewusst waren, und die keinem Einzelnen bei-
zumessen ist sondern aus der Gesammtheit der christ-
lichen Gemeinden hervorging. Grade das ist das Eigen-
thümliche der Architektur, dass ihre höchsten Grundge
danken nicht von Einzelnen entdeckt oder erfunden, dass
sie auch nicht den Zeiten glänzender Kunstentwiekelung
offenbart, sondern dass sie unbemerkt und anspruchslos,
gleichsam im Dunkeln, geboren werden.
Schon Constantiil und noch mehr seine Nachfolger
überhäuften die Kirche mit Reichthümern und erzeugten
den Wunsch die 'l'empel der Würde des Orts gemäss
zu schmücken. Auch dieser Schmuck schloss sich der
architektonischen Form der Basilika fügsam an. Er be-
stand nicht in plastischem Bildwcrkc, sondern in Blalereien