Christliche
Basiliken.
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chende, Rohe. Dagegen ist aber die Wirkung des Gan-
zen für jedes empfängliche Gemüth eine höchst wohl-
thätige, erhebende und beruhigende. Vielleicht trägt die
Vorstellung des christlichen Alterthums, als einer Vor-
Zeit, in welcher dieselben Gedanken der Frömmigkeit,
die auch uns noch beschäftigen, mit jugendlicher Frische
sich regten, etwas -dazu bei, um dies Gefühl "zu steigern,
aber ganz geht es nicht daraus hervor. Denn die For-
men selbst, die strenge Haltung des Ganzen, die Ver-
bindung antiker Fragmente und Trümmer tragen nicht
den Charakter des Jugendlichen und erinnern uns weniger
an die sanfte brüderliche Frömmigkeit der ersten, heim-
lichen Christenversammlungen als an den strengem Sinn
der zur Herrschaft gelangten Kirche. Auch würde jenes
Gefühl schnell verschwinden, wenn nicht im Style des
Gebäudes etwas Verwandtes und Bestätigendes sich aus-
spräche. Man darf nicht zweifeln, dass es vielmehr die
grossartige Einfachheit ist, mit welcher hier die Grund-
züge christlicher Architektonik dargelegt sind, welche
das Gemüth ergreift. Wir fühlen einen Anfang, der den
weitem Fortschritt der Jahrhunderte ahnen lässt; wir
sehen die einfache Grundform aller spätem christlichen
Tempel klarer und verständlicher, als sie uns bei reichern
Formationen entgegentreten würde.
Es ist gewiss, dass diese Form nicht das Werk einer
künstlerischen [leberlegung , sondern ein unmittelbares
lilrzeugniss des Bedürfnisses war. Der geistigere Gottes-
dienst, die Gemeinsamkeit des Cultus forderte den grossen,
geschlossenen Raum; die herkömmliche Sonderung der
Geschlechter und Stände machte die Mehrzahl der Schiffe,
die lvleilighaltung des Altars das geräumige Sanctuarium
nölhig, das Ablesen der heiligen Schriften bedingte die