Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

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Richtung 
der 
karolingisclmexm 
Kunst. 
fähig und dadurch den feinsten Eigenthümlichkeiten sich 
anschliessend, dabei nicht bloss, wie das Maass, eine 
äussere, vergleichende Rücksicht, sondern wie der Klang 
eine selbstständige Aeusserung der innern Kraft. Sie 
kann daher als ein Ausdruck des Innersten, wenn ich so 
sagen darf: der Seele der Dinge, gelten, und ist es auch 
in der Wirklichkeit oft. Indessen verhält es "sich hier 
ungefähr ebenso wie mit dem Klange der Worte in der 
Sprache; nur am Ursprünglichen, bei den Gattungen oder 
bei besonders kräftigen Dingen behält die Farbe diese 
Geltung, bei andern wird sie durch Zufälligkeiten be- 
stimmt. Auch die Kunst bedient sich ihrer daher nicht 
bloss in jener speciellen Beziehung, als charakteristisch für 
den einzelnen dargestellten Gegenstand, sondern sie benutzt 
sie im Ganzen, um durch die Wahl und Verbindung der 
Farben, welche im Bilde erscheint, ein Allgemeines, eine 
Region des geistigen und körperlichen Lebens , eine 
Stimmung, auszusprechen. Ganz so wie in der Poesie 
der Reim erhält also die Farbe eine mehr subjective als 
ob jective Anwendung. 
Ueberdies giebt es bei beiden einen noch unbestimm- 
teren Gebrauch. Das Ohrwird durch den Klang der 
Reime auch dann ergötzt, wenn eine so tiefe künstleri- 
sche Durchbildung, wie zum Ausdrucke der Stimmung 
erforderlich, nicht vorhanden. Das Auge erfreut sich mit 
grösserem Rechte an einem harmonischen Wechsel der 
Farben, auch wo keine bestimmten Gegenstände darge- 
stellt sind, kein Werk der höhern Kunst beabsichtigt 
ist. Farbe und Klang erscheinen hier nur als Elemente, 
die höherer Gestaltung fähig sind, sie geben nur Ahnun- 
gen ihrer höhern Bedeutung und gewähren eine unbe- 
stimmte, aber nicht verächtliche Anregung des Simies.
	        
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