Verwandtschft
Reimes
des
der Arabeske.
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selbst trägt, nicht bloss in einer äusserelm Begränzung.
Diese innere Einheit jedes einzelnen Theiles giebt dann
aber, eben weil sie keine äusserliche, zugleich das Gesetz
des Ganzen, indem sich ebenso die Einzelheiten durch
freie Uebereinstimmung zu einem grossen Ganzen zu-
sammen schliesseil.
Bei der Vergleichung des antiken Versmaasses mit
dem Reimgesetze finden wir ganz dieselben Verhältnisse.
Dort den festbegränzten, geschlossenen Vers, der sein
Gesetz in ununterbrochenem Verlaufe gradlinig erfüllt,
hier das Abspringen und die Wiederkehr nach einer freien,
angemessenen Bewegung; dort die Einheit , hier die
Zweiheit, der aber wieder eine innere Regel als Grund-
lage und Verbindung dient. In der bildenden Kunst so-
wohl als in der Poesie erscheint dies neue Stylgesetz
in dieser Periode noch unvollkommen, es macht sich noch
gleichsam zufällig geltend. Aber die Anlage dazu ist
schon in diesen frühesten Anfängen vorhanden, und wir
werden sehen, wie es später mehr und mehr auch in der
höhern Kunst hervortritt. Da es auf der Verbindung ent-
gegengesetzter, mannigialtigei- Formen beruht, die einem
Mittelpunkte angehören, so können Wir es vorläufig das
Gesetz der Gruppirung nennen, welches dann dem
Gesetze der Reihe, das in der alten Kunst herrscht,
entgegensteht. Wollten wir bei der bildenden Kunst
allein stehen bleiben, so könnten wir es das malerische
Princip im Gegensatze zu dem Reliefstyl nennen, mit
welchen dann die symmetrische Wiederkehr im Reime und
der fortlaufende Gang des antiken Verses sich als höchst
verwandt erweisen. Wir könnten dann darauf hindeuten,
dass schon in den ersten christlichen Bildwerkeu diese
symmetrisch-.malerische Form sich zeigteik).
S. oben S. 77.