Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

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Richtung 
(ler 
karolingischen 
Kunst. 
Ornamentation 
entweder 
die 
Gestalt 
eines 
natürlichen 
Gegenstandes an, oder wo dies (wie im Mäander, im 
Eierstabe und sonst) nicht der Fall war, folgte sie doch 
einem bestimmten Gesetze; nach diesem formte sie sich 
und lief so in horizontaler Richtung. stets sich wieder- 
holend einfach fort, ohne dass sich irgendwo ein Absatz, 
ein Mittelpunkt zwischen zwei entsprechenden, sich in- 
einander spiegelnden Seiten bildete. Sie hatte vorherr- 
schend die Bedeutung der Reihe. In der fränkischen 
Arabeske ist dagegen die gradlinige Verzierung (z. B. 
die innerhalb der Initialen) nur eine Wiederholung, ein 
Reflex der äusseru Umrisse, während die gekrümmte Linie 
sich frei und ohne ein nöthigendes Gesetz bis zu einem 
Höhenpunkte bewegt, dann sich umwendet und denselben 
Gang in entgegengesetzter Richtung wiederholt, endlich 
abbricht wie sie angefangen und so ihren Lauf in steter 
Erneuerung symmetrischer Wiederkehr vollendet. Jede 
Seite einer solchen Verschlingung ist nur der Abdruck 
der andern, das Gesetz freier Uebereinstimmung ist es, 
das sie beherrscht. Wir sehen (laher zwei verschiedene, 
sich entgegenstehende Formprincipien; 
Kunst das der fortlaufenden Einheit, in 
in der antiken 
der christlichen 
das der Wiederkehr oder der Zweiheit. 
Indessen während 
durch jene antike Einheit jedes Glied fest in sich zusam- 
inenhängend und geschlossen ist, sondert es sich kräftig 
von den andern ab. Hier dagegen beruht die äussere 
Zweiheit auf einer innern geistigen Einheit. Denn ihre 
beiden zunächst getrennten Seiten sind durch ihre Stellung 
und durch ihre zwar nicht völlige, aber doch relative 
Gleichheit auf einander bezogen, sie deuten auf einen 
innern Mittelpunkt hin und sind durch diesen zu einem 
imtrenubaren Ganzen verbunden, das sein Gesetz in sich
	        
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