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Richtung
(ler
karolingischen
Kunst.
Ornamentation
entweder
die
Gestalt
eines
natürlichen
Gegenstandes an, oder wo dies (wie im Mäander, im
Eierstabe und sonst) nicht der Fall war, folgte sie doch
einem bestimmten Gesetze; nach diesem formte sie sich
und lief so in horizontaler Richtung. stets sich wieder-
holend einfach fort, ohne dass sich irgendwo ein Absatz,
ein Mittelpunkt zwischen zwei entsprechenden, sich in-
einander spiegelnden Seiten bildete. Sie hatte vorherr-
schend die Bedeutung der Reihe. In der fränkischen
Arabeske ist dagegen die gradlinige Verzierung (z. B.
die innerhalb der Initialen) nur eine Wiederholung, ein
Reflex der äusseru Umrisse, während die gekrümmte Linie
sich frei und ohne ein nöthigendes Gesetz bis zu einem
Höhenpunkte bewegt, dann sich umwendet und denselben
Gang in entgegengesetzter Richtung wiederholt, endlich
abbricht wie sie angefangen und so ihren Lauf in steter
Erneuerung symmetrischer Wiederkehr vollendet. Jede
Seite einer solchen Verschlingung ist nur der Abdruck
der andern, das Gesetz freier Uebereinstimmung ist es,
das sie beherrscht. Wir sehen (laher zwei verschiedene,
sich entgegenstehende Formprincipien;
Kunst das der fortlaufenden Einheit, in
in der antiken
der christlichen
das der Wiederkehr oder der Zweiheit.
Indessen während
durch jene antike Einheit jedes Glied fest in sich zusam-
inenhängend und geschlossen ist, sondert es sich kräftig
von den andern ab. Hier dagegen beruht die äussere
Zweiheit auf einer innern geistigen Einheit. Denn ihre
beiden zunächst getrennten Seiten sind durch ihre Stellung
und durch ihre zwar nicht völlige, aber doch relative
Gleichheit auf einander bezogen, sie deuten auf einen
innern Mittelpunkt hin und sind durch diesen zu einem
imtrenubaren Ganzen verbunden, das sein Gesetz in sich