Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

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Richtung 
der 
karolixrgischen 
Kunst. 
sehr Verwandtes, die freie, von keinem festen Gesetze , 
sondern nur von einem feinem Gefühle geleitete Folge 
der Worte, und ihre Anordnung zu einer Antithese. 
Das geistige Element, welches bei allen diesen Völ- 
kern den Reim oder etwas Aehnliches hervorbrachte, ist 
daher hauptsächlich die Neigung zur Auffassung des 
Gegensatzes. Es hat hienach eine allgemeinere Bedeutung 
als das welches derArabeske zum Grunde liegt, ist aber 
dessen Basis; denn die schriftliche Offenbarung ist grade 
die entsohiedenste Form des antithetischen, der Natur 
gegenüber tretenden Geistes. Es ist dies auch leicht 
erklärlich, da der Reim selbst eine allgemeinere, nothwen- 
digere Bedeutung auf dem Kunstgebiete hat, als die Ara- 
beske. In der alten Welt gehört diese antithetische 
Richtung vorzugsweise dem Orient an. Die Culturvölker 
Europas, die Griechen und Römer mit ihren Vorgängern, 
sagen sich entschieden davon los, sie betrachten Himmel 
und Erde als eine grosse Einheit; bei ihnen verschwindet 
daher auch der Reim völlig, sie kennen nurdie gegliederte, 
plastische Form des Maasses. Durch die Germanen kam 
jene Richtung wieder auf, sie brachten ein orientalisches 
Element in das europäische Leben und verschmolzen es 
mit den Resultaten jener klassischen Bildung, die sie als 
Erbschaft empfingen. Man kann diese Bemerkung in vielen 
Beziehungen weiter durchführen, und vielleicht darin die 
Eigenschaft finden, welche den neuern Europäern den 
universellen Charakter verleihet, und sie fähig macht, auf 
die Eigenthümlichkeiten der verschiedenartigsten Nationen 
einzugehen. Sie ist aber auch für das Verständniss der 
bildenden Künste, wie sie sich unter den Händen der 
germanischen oder halbgermanischen Völker entwickelten, 
vielfach wichtig. Gewiss trug die Bekanntschaft mit den
	        
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