54-1
Richtung
der
karolingischen
Kunst.
ihn in so
auch von
den sein.
verschiedenen Zonen hervorrief, muss (laher
dem, Welches jener zum Grunde lag, verschie-
Wir wollen versuchen -es aus der Beschaffen-
heit der gereimten Poesie zu entdecken.
In den antiken Yersmaassen hat jede Sylbe in Be-
ziehung auf den Rhythmus Bedeutung; sie wird nicht
bloss gezählt, sie ist nicht bloss eine Sylbe überhaupt,
sondern. eine charakterisirte, lange oder kurze Sylbe. In-
dem sich nun diese Sylben nach einer bestimmten Regel
aneinander sehliessen, im vorgeschriebenen Gange ein
Ganzes bilden, erscheint dieses nach einem festen Ge-
setze gegliedert, in welchem nichts (lleichgültiges, nichts
Unbeaehtetes enthalten sein darf. Dies ist nichts Künst-
liches und Conventionelles; vielmehr entsteht überall schon
unwillkürlich in der prosaischen Rede ein Rhythmus (lurch
die Verbindung der Worte; das Gefühl ordnet sie gern
so, dass ihr 'l'onfall dem beabsichtigten Ausdrucke ent-
spricht. Der Dichter erkennt nur dies Naturgesetz und
bildet es aus. Die metrische Haltung des Gedichts ist
daher nur die künstlerische Regelung einer ilothwcndigen
Form; sie gleicht dem Umrisse einer natürlichen, etwa
menschlichen Gestalt auch darin, dass kein einzelner
Strich oder Punkt selbstständig da steht, keiner willkür-
lich hingesetzt werden kann, sondern jeder grade so
beschaffen sein muss, wie es in dem Gesetze liegt. Ein
Unterschied zwischen den für die Form bedeutenden und
den gleichgültigen, bloss ausfüllenden Sylben, wie in den
gereimteil Versen, ist daher hier durchaus nicht vorhan-
den. Das Ganze bildet eine vollkommene Einheit.
Im Reime herrscht dagegen das Princip des Gegen-
satzes und des Unterschiedes. Zwischen den wenigen
bedeutsamen Sylben stehen viele , welche keine andere-