Der
Reim
bei
andern
Völkern.
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für
das
Volk
Versen
bestimmten
neben
den
lateinischen
Poesien der gelehrten Dichter in Hexametern und im
sapplnischexl Maassc, die Arabeske neben den antiken
oder byzantinischen Formen der Architektur und der höhcrn
bildenden Kunst. Wir dürfen daher einen innern Zusam-
menhang vcrmuthen, nicht einen unmittelbaren des Heimes
und der Arabeske selbst, aber wohl des Gefühles, wel-
ches beide hcrvorrici". Freilich nimmt der Reim eine
andere Stelle in der Dichtkunst ein, als die Arabeske in
der bildenden; diese erscheint neben den übrigen Schöp-
fungen wie ein zufälliger Zusatz, der sie nicht berührt,
während der Poesie irgend eine Form, die des Reimes
oder des regelmässigen Wechsels langer und kurzer Syl-
ben oder eine ähnliche, nothwendig ist. Aber dennoch
kann die Ausbildung desReimes auf demselben Formge-
fühl beruhen, welches auch die Arabeske erzeugt.
In dieser Vermuthung werden wir bestärkt, wenn
wir auf die Völker sehen, bei denen der Reim vorkommt.
Sehon Früher, als bei den Deutschen, finden wir ihn bei
den Arabern, also bei dem Volke, das die Arabeske
vorzugsiveise ansbildete. Schon in den frühesten ihrer
Dichtungen vor Muhammed, in den s. g. Moallakats, ist
er angewendet. An eine Uebertragung von ihnen zu jenen
ist gleichwohl nicht zu denken, man hatte im Abendlandc
von diesen arabischen Versen nicht die entfernteste Kennt-
niss.
Noch
früher
war
der
Reim
auch
bei
den
Indern
in Gebrauch, ohne dass eine Verbindung zwischen ihnen
und den Arabern ängenommexi werden kann. Er war bei
allen diesen Nationen getrennt und selbstständig entstan-
den, bildete sich auch in verschiedener XVeise aus.
Der X7ölkerkreis des Reimes ist daher nicht ganz
derselbe, wie der der Arabeske; das Gemeinsame, welches