Vergleichung
mit
andern
Völkern.
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die
der
Einsicht
eines
Weisen
Mannes
in
das
der
Innere
Natur; schon durch ihre 'l'endenz auf Nützlichkeit war
diese Lehre enge an die Wirklichkeit geknüpft. Bei den
Juden aber, dem Volke vorzugsweiser Offenbarung, war
diese nicht so sehr an die Schrift gebunden; es bestand
ein lebendiger Verkehr Gottes mit seinem Volke, in den
Schicksalen desselben offenbarte er sich, durch das leben-
dige Wort der Propheten, durch eine Bilderspraehe, wel-
che beständig auf" die Natur hinwies, redete er zu ihm.
Bei den Christen und bei den Muhamedanern hatte die
Schrift eine viel höhere Bedeutung, allein bei beiden doch
wieder in specilischer Verschiedenheit. Der Islam fasst
die Sonderung des Geistigen und des Natürlichen schroff
und ungemiltlert auf, er erkennt in der Natur nicht die
Wirkungen Gottes, achtet ihre Gesetze nicht als gött-
liche, hält den Begriff des göttlichen Willens und der
"Vorherbestimmung mit aller Consequeilz fest; Allah ist
ein Despot wie die irdischen Herrscher des lllorgenlandes,
nur ein grösserer. Im Christenthume dagegen steht zwar
die OHenbartmg und der Wille Gottes hoch und frei über
der WVelt und ihren Gesetzen, aber auch diese sind Got-
tes Schöpfungen, sie werden geehrt, und beides, Gött-
liches und Irdisches, steht in einem im Einzelnen viel-
leicht schwer anzugebenden, aber nicht zu verkennendenl
Zusammenhange. Auch hatte die Schrift für die Christen
nicht ganz denselben, ausschliesslichen Werth wie der
Koran; dieser war das durch den Propheten überlieferte,
abstracte Gesetz , während die heiligen Schriften der
Christen, wie sehr man sie auch als unmittelbare Ein-
gebungen Gottes ansehen mochte, doch immer auf die
Persönlichkeit Christi hinwiesen. Seine Erscheinung blieb
immer das höchste Vorbild, sein Leben die Quelle; das