Christliche
Basilikeu.
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einen engen bedeutungslosen Saal. In den römischen
Bauten wurde das Innere wichtiger, allein dennoch hatte
es entweder die kalte Form des Kreisrunden, wie im
Pantheon, oder es zerfiel, wie die Tempel mit Langhaus
und Nische, in abgesonderte, vereinzelte Theile. Auch
bei der ursprünglichen Form der Basilika war dies im
hohen Grade der Fall gewesen. Wenn auch die Halle
und das Tribunal nicht bloss unter einem Dache, sondern
von derselben Mauer umschlossen waren, immer sonderte
sich der Portikus in seinem vierseitigen Zusammenhange
völlig ab; es waren stets zwei aneinander gereihte Räume,
die perspeetivische Richtung des Ganzen nach einem
Ziele hin wurde niemals anschaulich. Sehr gefördert
wurde nun dies in den christlichen Basiliken grade durch
den Mangel architektonischer Gliederung. Die Glieder
der griechischen Architektur mit ihrer plastischen Fülle
haben immer etwas Isolirendes, Abstossendes; auch in
ihrer Umgestaltung unter den Händen römischer Meister
behielten sie diesen Charakter. Sie sind darauf berech-
net, das Aeussere von der umgebenden Natur zu sondern;
sie zerstören daher, wenn sie im Innern erscheinen, die
Einheit, die hier erforderlich ist. Diesem entging nun die
christliche Baukunst grade durch ihre Einfachheit und,
wenn man will, Nüchternheit. Die graden Wände der
Schiffe, an denen keine plastisch vertretenden Glieder das
Auge stören, leiten sicher und milde dem Ziele entgegen.
Die Säulenreihe, die früher, so lange sie durch ein vor-
ragendes Gesims verbunden war, als ein selbstständiges
Ganze erschien, welches den Zutritt gegen seine Breite
ßrfßfderte, bezeichnet dieses fortleitende Prineip noch
deutlicher. Wenn, wie in den meisten Fällen, die Säulen
durch Bogen verbunden sind, so wirken diese noch mehr