Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

Vergleichung 
mit 
andern 
Völkern. 
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den Byzantinern entlehnt, denn sie übertrafen dieselben 
sogleich, sie blieben nicht, wie bei den Figuren wo sie 
nachahmten, hinter ihnen zurück. Nur einem gemeinsa- 
men Elemente können wir daher diese gleiche Richtung 
bei den sonst so verschiedenen Völkern zuschreiben. 
Ich glaube dies Gemeinsame darin zu finden, dass 
sie alle Schüler einer schriftlichen Offenbarung sind. 
Auf den Zusammenhang dieser germanischen Arabeske 
mit der Kalligraphie wies ich schon oben hin; sie entstand 
gleichsam aus den übermüthigen Federzügen des Schrei- 
bers. ln den Buchstaben selbst liegt ein arabeskenartiges 
Element, eine Form, die sich nicht an die Natur, ilicht 
an einen bewussten Begriff anlehnt, sondern auf wunder- 
bare oder willkürliche Weise entstanden ist, und sich 
zu unbewusster oder phantastischer Ausschmückung dar- 
bietet. Das kalligraphisehe Element einer schriftlichen 
Ueberlieferung giebt daher eine äussere Veranlassung für 
die Arabeske; sie hat aber wohl auch, so auffallend ein 
solches Anknüpfen des anscheinend Frivolen an das 
Höchste klingt, einen Innern Zusammenhang mit der Na- 
trrr einer geoifenbarten Lehre. Denn durch die Offenba- 
rung, gleichviel ob die wahre oder die falsche, die christ- 
liche oder die Muhameds, werden die Gemüther über die 
Natur hinausgeriickt oder doch nicht auf sie hingeleitet; 
die Einbildungskraft hat daher freies Spiel, sie ist auf 
sich selbst angewiesen und übt sich im Leeren. Bei den 
alten Völkern konnte eine solcherKunstrichtung nicht ent- 
stehen , weil ihr ganzes Denken und Fühlen aus der 
Natur her-verging und zu ihr hinstrebte; sie waren zu so 
leichtem Fluge nicht angeleitet und berufen. Am Stärksten 
sehen wir dieses Band der Natur in jeder Beziehung bei 
den Aegyptern, und da ist es denn sehr merkwürdig,
	        
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