Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

Schwäche 
der 
höhern 
Leistungen. 
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der Abhängigkeit der fränkischen Meister von der römi- 
schen Kunst. Wo ihnen Vorbilder gegeben waren, wo 
die Bedeutung derselben wie in den grossartigen Schöp- 
fungen der Baukunst selbst ihren weniger geübten Augen 
nicht entgehen konnte, da waren sie gebunden und muss- 
ten nachahmen. Wo dagegen die Vorbilder weniger 
entscheidend und sparsamer waren, wo die Art der Kunst- 
leistung leichter erschien und ohne Gefahr eine grössere 
Freiheit gestattete, da machte sich unwillkürlich die 
eigene, inwohnende Richtung geltend. Dadurch geschah 
es denn, dass der Kunsttrieb sich nicht mit der einfachen, 
grossartigen Nothwexidigkeit äusserte, wie bei der freien 
Entwickelung eines Volkes aus seinen Naturelementen, 
sondern dass er nur an Kleinem spielend, vereinzelt, wie 
zufällig zum Vorschein kam. 
Besonders auffallend ist der Contrast zwischen dem 
Schönheitsgefühl, das in Linien und Farben der Arabesken 
herrscht, und der Rohheit der bildlichen Darstellungen. 
Entweder, sollte man meinen, hätten diese Maler sich 
enge an alte Vorbilder anschliessen, ihre Schönheit ver- 
stehen und sie mit dem technischen Geschick, welches 
sie in der Arabeske zeigen, wiedergeben, oder unmittelbar 
aus der Natur schöpfen und mit ihr wetteifern müssen. 
Beides geschah, wie wir gesehen haben, nicht; die Nach- 
ahmung antiker Formen ist vorherrschend, aber oft miss- 
verstanden; die Spuren freien Gefühls für xiatürliche 
Aeusserungeil fehlen nicht ganz, aber sie kommen doch 
nur vereinzelt und in höchst roher Ausführung zum Vor- 
Schein. Wir müssen schliesseix, dass der Schönheitssiml, 
der sich doch regte wenn es auf untergeordnete Verzierun- 
gen ankam, (lurch irgend etwas zurückgehalten wurde, sich 
auch bei der-Darstellung des natürlichen Lebens zu äussern.
	        
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