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Plastik
Malerei
i m
karoling.
Zeitalter.
und mit mässigen Veräuderungenl nachgeahmt; Greife,
geflügelte Meerböcke, kommen einige Male vor. Andere
Formen aber sind ganz neu und eigeuthümlich. Gewöhn-
lich beruhen diese auf dem einfachen Gedanken der Ver-
schlingung von gleich breiten Riemen oder Bändern, der
dann aber im schönsten Schwunge der Linie mit Eleganz
und Anmuth sehr künstlich, mit grosser Sauberkeit und
Sicherheit durchgeführt ist. ln oder neben den Grund-
strichen der kolossalen Anfangsbuchstaben bewegen sich
die linearen Verzierungen dem Umrisse gemäss, und bil-
den so grössere Massen; in der Mitte derselben aber
oder in den Freiern Räumen entwickeln sie sich zu reichen
und vielfach verschlungenen Figuren, die dann wieder
mit kecker Wendung in den Körper des Buchstabens sich
hinüberziehen. Oft gehen sie in Blattform, als Pflanzen-
arabeske über, oft in 'l'hiergestalten, namentlich in Vogel-
köpfe, zuweilen mischen sich auch schon Drachen und
andere Unthiere, oder sogar scherzhafte Vorstellungen,
stossende Böcke, ein Fuchs mit einem Männchen und
dergleichen ein. Dieses Bandwerk ist hauptsächlich an
den Initialen angewendet, während in den ltlinfassuilgen
der Seiten die antiken Ptlanzeliornaxnente Gewinde, I-Ierz-
blätter u. s. w. vorherrschen. Fast (lurehgängig aber
zeigen diese Ornamente in Zeichnung und Farbe einen
sehr feinen und edlen Styl, eine Empfänglichkeit für die
Schönheit der Linie, für Massen und Vertheilnng, für
eine kräftige, wohlthätigeFarbemvirkung, welche im höch-
sten Grade überrascht. Besonders gilt dies von den Fi-
guren, Welche nicht auf römischen Vorbildern beruhen.
In ihnen herrscht eine kräftige, runde Form, eine freie
und sichere Schwingung; sie sind bei allem Reichthume
der Linien und Farben einfach und klar,.bei aller Künst-