Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

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Plastik 
Malerei 
i m 
karoling. 
Zeitalter. 
und mit mässigen Veräuderungenl nachgeahmt; Greife, 
geflügelte Meerböcke, kommen einige Male vor. Andere 
Formen aber sind ganz neu und eigeuthümlich. Gewöhn- 
lich beruhen diese auf dem einfachen Gedanken der Ver- 
schlingung von gleich breiten Riemen oder Bändern, der 
dann aber im schönsten Schwunge der Linie mit Eleganz 
und Anmuth sehr künstlich, mit grosser Sauberkeit und 
Sicherheit durchgeführt ist. ln oder neben den Grund- 
strichen der kolossalen Anfangsbuchstaben bewegen sich 
die linearen Verzierungen dem Umrisse gemäss, und bil- 
den so grössere Massen; in der Mitte derselben aber 
oder in den Freiern Räumen entwickeln sie sich zu reichen 
und vielfach verschlungenen Figuren, die dann wieder 
mit kecker Wendung in den Körper des Buchstabens sich 
hinüberziehen. Oft gehen sie in Blattform, als Pflanzen- 
arabeske über, oft in 'l'hiergestalten, namentlich in Vogel- 
köpfe, zuweilen mischen sich auch schon Drachen und 
andere Unthiere, oder sogar scherzhafte Vorstellungen, 
stossende Böcke, ein Fuchs mit einem Männchen und 
dergleichen ein. Dieses Bandwerk ist hauptsächlich an 
den Initialen angewendet, während in den ltlinfassuilgen 
der Seiten die antiken Ptlanzeliornaxnente Gewinde, I-Ierz- 
blätter u. s. w. vorherrschen. Fast (lurehgängig aber 
zeigen diese Ornamente in Zeichnung und Farbe einen 
sehr feinen und edlen Styl, eine Empfänglichkeit für die 
Schönheit der Linie, für Massen und Vertheilnng, für 
eine kräftige, wohlthätigeFarbemvirkung, welche im höch- 
sten Grade überrascht. Besonders gilt dies von den Fi- 
guren, Welche nicht auf römischen Vorbildern beruhen. 
In ihnen herrscht eine kräftige, runde Form, eine freie 
und sichere Schwingung; sie sind bei allem Reichthume 
der Linien und Farben einfach und klar,.bei aller Künst-
	        
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