Gegenstände
der
Darstellung.
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sahen oben, dass die Momente der Passion und ilament-
lich dieKreuzigung von der byzantinischen Kunst erst
sehr spät, vielleicht erst im neunten Jahrhundert aufge-
nommen wurden. Im Abendlande finden wir sie viel
früher; seit der zweiten Hälfte des siebenten Jahrhunderts
werden mehrere solcher Darstellungen, als Malerei, in
Mosaik und plastisch, erwähnt, und zwar mit solchen
Nebenumständen, dass wir gnothwendig an ein natürliches
Bild, nicht an ein blosses Symbol denken müssen Ü. Auch
in dieser Beziehung mochte Italien den fränkischen Län-
dern Vorgehen, indessen wurde gewiss der weiteste und
unbefangenste Gebrauch von dieser Freiheit unter den
Deutschen gemacht. Die Darstellung Gottes des Vaters
in menschlicher Gestalt, welche sich schon die Katakom-
benkunst in der Regel nicht erlaubt, sondern sich mit der
Andeutung einer vom Himmel herabreichendeii Hand be-
gnügt hatte, wurde später von der Kirche vermieden;
die Kirchenvater hatten sich sehr entschieden dagegen
erklärt w). Im byzantinischen Reiche war nach den Un-
i) In mehr als einer Beziehung merkwürdig ist eine Nachricht
welche Beda (l-list. Abbat. WVireinnt. ed. 1664. p. 6.; vergl. auch
Lappenberg 21.21.0. Th. I. SJGS.) giebt, nach welcher der Abt Bene-
dict Biscopius im J. 685 seinem Kloster in Brittanien aus Rom vier
Bilder nzitbrachte, Gegenstände des alten und neuen Testaments, als
Parallelen. Sie enthielten den Isaac, der das Holz zu Seinem Opfer,
und Christus, der das Kreuz trägt; die eherne Schlange des Moses
und avFiiilllll hominis in cruce exaltattnn." WVir finden hier also schon
denselben Parallelismns und bei denselben Gegenständen, wie er
sich das ganze Mittelalter hindurch erhielt. In Ruin liess Pabst.
Johann VII. (705) in der Peterskirche den Gekrenzigten in Mosaik
darstellen; es wird ausdrücklich bemerkt, dass er bekleidet und zwi-
schen Henkern gezeigt war (Anastasitls in vita Joh. VIl.). Gregor
von 'l'0llrs (de gloria martyr. c. 23:) spricht, von einem (Irucilix in
der Kirche zu Narbonne, an WGiChCID der Heiland nackt dargestellt
X1111".
die
bei
Enleric
David
Stellen.
angeführten