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Plastik
Malerei
im
karoling.
Zeitalter.
wir sie meistens als Barbarismen, in den Missverhält-
nissen der Körpertheile, an den zu grossen Füssen und
Händen mit langen, an denSpitzen auswärts gebogenen
Fingern, und in den oft allzudicken Köpfen. Die Farben-
wirkuilg ist immer etwas roh und grellbunt, und die Aus-
führung hat nicht die Feinheit, wie in den gleichzeitigen
byzantinischen Miniaturen. Die 'l'raeht ist bei den Heili-
gen meist die antik römische, bei andern Personen schon
ganz oder theilweise die fränkische, mit kurzen Hosen
und umwickelten Stiefeln. Auf dem Dedicationsblatt ist
gewöhnlich der Fürst, für welchen das Exemplar bestimmt
war, auf dem Throne dargestellt, mit der Krone, in langer
'l'unica und mit dem Mantel bekleidet, von einigen Hof-
leuten umgeben, zuweilen mit dem Maler, Schreiber oder
Geschenkgeber, welche das Buch überreichen. Die Bild-
nisse dieser Fürsten haben alle denselben Typus, ein
langes Oval, mit dicker Nase und einem Schnurrbart; an
Porträtähnlichkeit ist also nicht zu denken, die Gleich-
heit kann vielmehr verleiten in diesen verschiedenen Kö-
nigerl dieselbe Person zu vermuthen. Allein bei aller
abstossenden Rchheit der Zeichnung zeigen sich doch
auch schon manche Spuren eines frischem, derbern ger-
manischen Sinnes. Einzelne menschliche und noch mehr
thierische Gestälten sind schon mit grosser Lebendigkeit
und Naturwahrheit aufgefasst Besonders aber in der
Wahl der Gegenstände und in der Erfindung bemer-
ken wir eine grössere Freiheit und Regsamkeit des Geistes.
Von manchen Vorurtheilen , welche die gealterte
griechische Kunst hemmteil, war das Abendland frei. Wir
ä) S0 Bileams Esel, der mit einer höchst natürlichen Bewegung
r dem ihm entgegentretendull Plngel zuriickprallt. S. die Darstel-
ig aus der Bibel von S. Paul bei Aginc. peint. t. 43. u. 2.