Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

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Plastik 
Malerei 
im 
karoling. 
Zeitalter. 
wir sie meistens als Barbarismen, in den Missverhält- 
nissen der Körpertheile, an den zu grossen Füssen und 
Händen mit langen, an denSpitzen auswärts gebogenen 
Fingern, und in den oft allzudicken Köpfen. Die Farben- 
wirkuilg ist immer etwas roh und grellbunt, und die Aus- 
führung hat nicht die Feinheit, wie in den gleichzeitigen 
byzantinischen Miniaturen. Die 'l'raeht ist bei den Heili- 
gen meist die antik römische, bei andern Personen schon 
ganz oder theilweise die fränkische, mit kurzen Hosen 
und umwickelten Stiefeln. Auf dem Dedicationsblatt ist 
gewöhnlich der Fürst, für welchen das Exemplar bestimmt 
war, auf dem Throne dargestellt, mit der Krone, in langer 
'l'unica und mit dem Mantel bekleidet, von einigen Hof- 
leuten umgeben, zuweilen mit dem Maler, Schreiber oder 
Geschenkgeber, welche das Buch überreichen. Die Bild- 
nisse dieser Fürsten haben alle denselben Typus, ein 
langes Oval, mit dicker Nase und einem Schnurrbart; an 
Porträtähnlichkeit ist also nicht zu denken, die Gleich- 
heit kann vielmehr verleiten in diesen verschiedenen Kö- 
nigerl dieselbe Person zu vermuthen. Allein bei aller 
abstossenden Rchheit der Zeichnung zeigen sich doch 
auch schon manche Spuren eines frischem, derbern ger- 
manischen Sinnes. Einzelne menschliche und noch mehr 
thierische Gestälten sind schon mit grosser Lebendigkeit 
und Naturwahrheit aufgefasst  Besonders aber in der 
Wahl der Gegenstände und in der Erfindung bemer- 
ken wir eine grössere Freiheit und Regsamkeit des Geistes. 
Von manchen Vorurtheilen , welche die gealterte 
griechische Kunst hemmteil, war das Abendland frei. Wir 
ä) S0 Bileams Esel, der mit einer höchst natürlichen Bewegung 
r dem ihm entgegentretendull Plngel zuriickprallt. S. die Darstel- 
ig aus der Bibel von S. Paul bei Aginc. peint. t. 43. u. 2.
	        
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