Fränkische
lßliuiaturcla.
519
ertheilt St). Die Beischrift des Christuskopfes ist, was
freilich noch sehr viel später im abendländischen Mittel-
alter beibehalten Wurde, die grieschische: I H S (Jesus,
später lateinisch durch In hoc signo erklärt) und
(Christosjxii). Bisweilen kommen noch antike Personi-
Iicationen vor, Sonne und Mond als Apoll und Diana auf
zweispännigen Wagen, Flussgöttcr in alter Weise, auch
allegorische Gestalten, wie Klugheit, Gerechtigkeit u. s. w.
personilicirt. Christus und selbst die Heiligen sind bald
in der starren Würde wie auf den Mosaiken, bald wie
in den Katakomben jugendlich und bartlos dargestellt.
Dennoch rühren diese Manuscripte nicht von Griechen
oder Italienern, sondern von Franken her; sie haben ihre
Namen nicht selten genannt, sie sprechen es ausdrücklich
aus, dass sie mit den Italienern wetteiferniimili). Auch
finden sich unverkennbare Spuren ihres fränkischen Geistes.
In Beziehung auf die menschlichenGestalten bemerken
Die abweichende Form des Segnens in der griechischen und
lateinischen Kirche bezieht sich auf eine zwischen beiden Kirchen
streitige, sehr dunkle und schwierige Lehre, auf die Frage, Ul) der
heilige Geist vom Yater allein oder vom Vater und Sohne ausgehe.
Mit symbolischer Anspielung darauf wurden bei dem Segen in der
lateinischen Kirche die drei ersten Finger der rechten Hand aus-
gestreckt, während in der griechischen der Daumen dem Mittelfinger
angelegt. wurde.
H) Bekanntlich findet man noch jetzt in Italien und in andern
kattholischeu Gegenden das griechische Monogramnl des Christusnalmens
zwischen den griechischen Buchstaben A und 0 im Gebrauche. Man
darf diese Anwendung griechischer Fllflllßll keinesweges immer aus
byzantinischen Vorbildern erklären Wollen; es hängt vielmehr damit
zusammen, dass schon in den ersten christlichen Gemeinden die
Sprache der Apostel einen Einfluss auf bie lateinischen Christen iilyte.
i") S0 Ingobertus im Codex von S. Calisto in Rom. Andere
Namen sind Gottschalk in einem Codex im Louvre, Liuthard mit Be-
ringarius im Emmeraner Codex in München, ohne diesen in einem
Psalterium in Paris.