Angelsäclxsische
Miniaturen.
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angelsächsischen. In Brittannien und Irland erhoben
sich die Klöster frühe zu einer für jene Zeit ausgezeich-
neten Bildung und Bedeutung; die gelehrtesten Männer
wie unter andern der berühmteste, jener Abt Beda, ge-
nannt der Ehrwürdige, ein Wunder seiner Zeit) und die
Bekehrer der meisten deutschen und nordischen Gegenden
gingen aus ihnen hervor. Die Frömmigkeit der Angel-
sachsen trug aber dabei den eigenthümlichen Zug tiefer
Anhänglichkeit an das Vaterländische; die Muttersprache
wurde aus der Kirche nicht völlig verdrängt, man ge-
brauchte sie bei der Hersagung des Paternosters, und
selbst die Messe wurde nicht ganz lateinisch gelesen.
Daher begann man denn auch schon sehr früheü), die
Evangelien zu übersetzen und Umschreibungen derselben
in angelsächsischer Sprache zu verbreiten. Zugleich war
aber die Verbindung der Angelsachsen mit den südlichem
Ländern eine sehr lebendige; von Frömmigkeit und nor-
discher Wanderlust getrieben waren sie die fleissigsten
Wallfahrer. Ihre Könige legten an verschiedenen Stellen
Hospitien für die Pilger an; das grösseste in Rom, die
Sachsenschule, deren Namen sich noch jetzt erhalten
hat iiii). Die Angelsachsen waren, wie alle andern ger-
manischen Völker, in den bildenden Künsten vollkom-
men unerfahren. Ihre Kirchen Waren bisher von Holz
gebaut und mit Schilf oder mit Bleiplatten gedeckt. Erst
gegen das Ende des siebenten Jahrhunderts gründete man
steinerne Gebäude; man nannte sie Gebäude nach römi-
scher Sitte. Es versteht sich daher, dass ihre Priester
auch die Mittel des Studiums und der Andacht, nament-
lich Bücher, aus Rom mitbrachten, welche dann in ihren
Seit 680. Lappenberg Gesch.
S. Spirito in vico de Sassia.
Engl.
197.