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Plastik
Malerei
i m
Zeitalter.
karolinxg.
das Verständniss der höhern völlig entwickelten Kunst,
indem sie die ersten vorbereitenden Regungen des Kunst-
sinnes, die Fortpflanzung und Umgestaltung älterer, das
Entstehen neuer Symbole aufzeigen, als dass sie dieser
höhern Kunst, dem eigentlichen Gegenstande der Kunst-
geschichte, unmittelbar angehörten. Sie enthalten die In-
cunabeln soizvohl des malerischen als des architektonischen
Elements und verlieren ihre Bedeutung mehr und mehr
wenn die Kunst selbst in der einen oder andern Richtung
wirklich ausgebildet ist. Wir werden sie daher auch in
dieser Geschichte überall nur so lange betrachten, als
diese Ausbildung noch im Werden ist, und sie später aus
dem Auge verlieren. Von grosser Wichtigkeit sind sie
nun in dieser Vorzeit der germanischen Kunst.
In unsern nördlichen Ländern lagen ohne Zweifel den
Abschreibern und Miniatoreix der Bücher meistens latei-
niselie, mithin "entweder in Italien oder doch unter dem
Einfluss der spätrömischen Kunst entstandene Manuscripte
vor. Griechische waren, da nur äusserst wenige Ge-
lehrte, diese Sprache verstandenm) , gewiss sehr viel
seltener; indessen kamen ohne Zweifel auch solche durch
mittelbare und unmittelbare Uebersendung als Gegenstände
höhern Studiums oder als Seltenheiten in die Bibliotheken
grösserer Klöster und iri den Besitz der Fürsten, und die
Schwierigkeit der Sprache hinderte nicht die Nachahmung
einzelner Bilder verständlichen Inhalts.
Die
ältesten
UIIS
bekannten
Miniaturen
in
d en
nörd-
üchen
sind nicht
Ländern
fränkischen Ursprungs,
sondern
"J Alcuin selbst halte nur unvollkommene Kenntniss des Grie-
chischen und als Roirudis, Karls 'l'0cllter, mit dem byzantinischen
Kaiser Constautin VI. verlobt war, hielt sich ein Grieche am frän-
kischen Hofe auf, um sie die Sprache ihres künftigen Gemahls zu
lehren. Loromz, Alcuins Leben (Halle 1809) S. 64.