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Plastik
Malerei
im
karoling.
Zeitalter.
werthe sowohl wie in der Bedeutung höchst verschieden-
artig sein müssen; es mischen sich dabei nicht bloss rein
didaktische Zwecke mit künstlerischen, sondern auch
künstlerische
verschiedener
mit
Art
einander.
Denn
bei
vorherrschender Absicht der Belehrung und Erklärung
wird doch sehr bald (wenn es sich nicht von mathema-
tischen Figuren oder ähnlichen wissenschaftlichen Auf-
gaben", sondern von geschichtlichen oder poetischen Er-
zählungen handelt) der Wunsch nach einer möglichst
lebendigen und erfreulichen Darstellung sich einschleichen,
und damit ein künstlerisches Element hineinkommen, das
dann nach Zeit und Umständen mehr oder weniger Be-
deutung erlangt. Bei der andern Gattung von Manuscrip-
ten, wo es nicht auf Erklärung des Inhalts, sondern auf
ehrenvolle Pracht ankommt, stehen wir zwar sogleich
auf einem eigentlich künstlerischen Boden, aber nicht auf
dem der Malerei. Denn während diese als Kunst von
der Schönheit des individuellen Lebens ausgeht, handelt
es sich hier um eine gefällige und würdige Verzierung,
welche sich an die Schriftzüge anschliesserl und mit den-
selben harmonisch sein soll. Das eigentlich Bildnerische
macht sich dann erst wieder bei den historischen Dar-
Stellungen geltend, wo es aber doch durch den Raum
und die Beziehung auf den Text mannigfach beschränkt
ist, und wo die didaktischen Rücksichten auf Erklärung
des Inhalts wieder Einfluss gewinnen.
Bei der unbezweifelten Wichtigkeit der Miniaturen
für die Begründung und Erforschung der Kunstgeschichte
darf man also nicht unbeachtet lassen, dass sie nicht
dieselbe Zuverlässigkeit wie grössere Kunstwerke haben.
Die verschiedenen Zwecke und die isolirte Stellung des
Miniaturmalers verschaffte einer Menge von Zufälligkeiten