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Plastik
Malerei
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karoling.
Zeitalter.
Ueber den Geist und das Technische der Malerei
können wir uns auch hier hauptsächlich nur aus den Mi-
niaturen der Manuscripte belehren. Dieselben Ursachen
wie in Byzanz, das Bedürfniss der Erklärung und ein
Luxus der Frömmigkeit waren auch hier und in noch
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höherm Grade vorhanden. Dazu kam noch, dass diese
Gattung für die Beschäftigung fähiger Mönche besonders
geeignet war und vielfältig geübt wurde; es wurde daher
der Besitz solcher heiligen Bücher mit mehr oder weniger
kostbarer Ausstattung ein nothwendiges Erforderniss für
Kirchen und Klöster so wie für mächtige Gönner der
Kirche. Vorherrsehend War, wie wir aus den ziemlich
zahlreich auf uns gekommenen Exemplaren ersehen, der
Zweck frommer Pracht nicht der der Belehrung. In
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vielen dieser Handschriften der Evangelien, der Psalmen,
der ganzen Bibel fehlen historische Bilder gänzlich, wäh-
rend die typischen-Darstellungen des Heilandes und der
Evangelisten oder solcher Heiligen, welche grade dahin
passten, selten vermisst werden. Ausserdem findet sich
dann in den Manuscripten der karolingisehen Epoche
häufig ein Dedicationsblatt, in welchem der Kaiser oder
König die Handschrift von dem Verfertiger, oder ein
Heiliger die Widmung derselben von dem Bisehofe oder
Abt in Empfang nimmt. Vorangeschickt ist gewöhnlich
ein Kalender, der als zum Eingange des Buchs gehörig,
erst in einer Urkunde vom J. 1093 vor, wo der Besitzer, ein Laie,
diesen Stein nebst andern Ländereien dem Kloster Abdinghof schenkt.
Die ausdrückliche Erwähnung des Steines setzt ausser Zweifel, dass
die Sculpturen damals existirten; indessen können sie auch früher
entstanden sein. Die Bilcksicht auf das noch nicht ganz vertilgte
Heidenthrlm deutet eher auf karolingische Zeiten, und liegt ganz im
Geiste derselben. Karl selbst gebietet die Kirchen reicher auszu-
schmiicken, gut honorem habeant majorem et exeellentiorenl quain
fana idolorumnß Capit. de part. Sax. an. 789. e. 1. apud Baluz t. 1. (1.251.