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Plastik u.
im
Malerei
karoling.
Zeitalter.
Apostels annimmt. Wir linden hier noch im Wesentlichen
den Styl der ersten christlichen Jahrhunderte, die her-
kömmliche Würde in den heiligen Gestalten, dabei noch
reinerc Umrisse und ziemlich genügende Schattirung. Da
auch die Gestalten Leols und KarPs darauf dargestellt
wurden, also gleichzeitiger und in Rom wohlbekannter
Fürsten, so sollte man hier wenigstens den Versuch einer
porträtartigen Charakteristik vermuthen; allein es findet
sich auch nicht eine Spur davon, die Köpfe dieser leben-
den Personen gleichen denen ihrer längst verstorbenen
Vorgänger vollkommen. Es war also selbst der Gedanke
des Studiums oder der Nachahmung der Natur schon
völlig verloren, die Kunst hatte den N ebcnbegrilf des Ab-
gelcbten und Alterthümlichen bekommen.
Nach diesem Beispiele müssen wir uns auch die
VVandgemälde vorstellen, welche im fränkischen Reiche
ausgeführt wurden. Schon unter den Merowingern War
es auch hier Sitte geworden, die Wände der Kirchen
mit Mosaiken und kostbaren Teppichen, häufiger aber
mit dem wbhlfeilern Schmucke von Malereien zu beklei-
den d). Wenn auch eine rohe Freude an der Buntfarbig-
keit dabei mit im Spiele war und man es mit den feinem
Anforderungen der Kunst. nicht sehr genau nahm, so
musste sich doch auf diese Weise eine gewisse Praxis
erhalten. Besonders unter Karl dem Grossen war die
Zahl und der Umfang solcher Werke höchst bedeutend.
Ich erwähnte schon oben der Wandmalereien in seinen
Palästen und der Mosaiken in der Kirche zu Aachen;
auch die andern Kirchen seines Reichs waren reichlichst
mit Malereien geschmückt. In den Instruetionen, durch
welche der Kaiser seinen Sendgrafen und Bischöfen die
Emeric David
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