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Architektur
des
Verfalls.
Die architektonische Ausführung des Gebäudes auf
dem Grundrisse, dessen einzelne Theile wir kennen ge-
lernt haben, ivar eine höchst einfache, anspruchslose, ja
selbst nachlässige. Wenigstens ist es so bei den auf
uns gekommenen Basiliken, und wir dürfen bei dem Um-
fange und der Bedeutung derselben auf alle andern, wel-
che zum christlichen Gebrauche neu erbaut wurden,
schliessen. Die Mauern sind dünn, meistens in Tufstein
leicht aufgeführt, die Säulen aus ältern Gebäuden der
heidnischen Zeit entnommen, von grösserer oder gerin-
gerer Schönheit, selten in einem Gebäude durchweg gleich,
sondern oft von verschiedenem Material, theils mit, theils
ohne Kanneluren, und sogar von verschiedenen Dimensio-
nen, wo denn, um die nothwendige Gleichheit der Höhe
des Kapitals herzustellen, zu hohe Säulenstämme ohne
Rücksicht auf das Verhältniss zur Dicke gekürzt oder in
den Boden eingegraben , zu niedrige auf eine höhere
Basis gestellt sind. Ein Gewölbe zu tragen waren diese
Mauern zu schwach, man bedeckte sie daher mit Balken,
zwischen denen anfangs reich vergoldetes 'l'ä.felwerk an-
gebracht wurde. Indessen liess man in den Seitenschiifen
herantretenden, vor der Kirche weilenden Beschauer das ganze Ge-
bäude nach Osten zu sich erstreckte, wonach denn wieder der Chor
der östlichste Theil sein würde. Jedenfalls wird bei keinem Schrift-
Steller bemerkt, dass die Ansicht sich geändert habe, und es ist
daher wahrscheinlich, dass die spätere Sitte, den Altar in Osten zu
legen, auch schon früher statt gefunden habe. Dies ist auch die
Lage der meisten ältern Kirchen Roms, der Peterskirche, des Laterans
und von S. Maria maggiore. Bunsen (die Basiliken d. christl. Roms
S. 41) nimmt zwar an, dass in jener ältern Zeit die dem spätem
Gebrauche entgegengesetzte Richtung sich als typisch geltend genraclnt
habe, indessen ohne Axttiihntng von Beweisen, so dass sich seine
Ansicht wahrscheinlich bloss auf die angeführten Stellen stützt, die
mir nicht entscheidend scheinen.