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Karolingisclne
Zeit.
den verschiedenen Formen, die man von ältern Vorbil-
dern entnahm, hinzu, ohne auf dieselben einzuwirken.
Um den Geist einer architektonischen Epoche kennen
zu lernen, müssen wir auf die Details, besonders auf die
Proiilirung und Verzierung der Glieder sehen, dies ist die
Sprache, in welcher der Architekt seine feinem Gefühle
ausdrückt. Betrachten wir diese an der Aachener Kirche,
auf die wir freilich beschränkt sind, die uns aber bei
den Mitteln des Gründers und bei der Bedeutung des
Monuments statt vieler Beispiele dienen kann, so ist es
auffallend, wie vernachlässigt diese Details sind. In der
allgemeinen Anordnung finden wir eine sehr verständige
Ueberlegung, ja ungewöhnlichen Scharfsinn, eine künst-
liche Form, die sich zwar an ein altes Vorbild anschliesst,
aber doch eigenthümlich, nicht ohne das Verdienst freier
Erfindung ist, und durch diese einen charakteristischen
Zug germanischer Einfachheit und Consequenz erhält.
In den Details dagegen herrscht zwar dieselbe Einfachheit,
aber bis zum Rohen und Geistlosen vor. Es ist merk-
würdig,
den die
dass von jenem Reichthume plastischer Formen,
römische Architektur in ihrer letzten Zeit ver-
schwendete, von den Arehivolten, Friesen, Gesimsen,
von Palmetten , Eierstäbeil, und Wie diese Ornamente
sonst heissen mögen, hier keine Spur vorkommt, Fenster
und Thüren ohne alle feinere Ausarbeitung mit einfacher
Ueberwölbung, die Arcaden ohne alle Gliederung sind.
Die freistehenden Säulen in diesen Arcaden haben zwar
ihre Basen und korinthischcn Kapitale; aber über diesen
Schmuck im Grossen geht die Phantasie des Architekten
nicht hinaus, und er versucht auch hier nicht einmal ihn
auf feinere Weise mit dem Gebäude zu verschmelzen.
Es
lässt
sich
keine
rohere
Form
denken
als
die
Verbin-