Charakteristik
des
Styls.
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Alten und Ilergebrachten, an italienische oder byzantini-
sche Vorbilder und an Lehren des Vitruv Die Säule
behält noch" die Form der koriilthischen, der Pfeiler die
des Wandpfeilers bei; die Technik ist unvollkommen und
sorglos, alles Gute, was sie besitzt, ist römisches Erb-.
theil. Die VVölbung ist bekannt, als Kuppel und als
Kreuzgewölbe, aber grade Decken Waren ohne Zweifel
häufiger, wenigstens in den basilikenartigen Bauten. Aen-
derungen des hergebrachten Styls bildeten sich unbemerkt
durch das Bediirfniss. Wir sprachen schon von den
Krypten des G-rabdienstes und den Chören der Mönche
und Stiftsherrn. Eine andere wichtige Aenderung wurde
vielleicht durch den Gebrauch der Glocken, welcher sich
erst jetzt verbreitete , herbeigeführt, indem man nun
'l'hiirme baute. Hier lag der Keim zu einer bedeutenden
Neuerung; in Italien, wo man an die alten, thurmlosen
Basiliken gewöhnt war, setzte man den Thurm neben
das Gebäude. In Deutschland, wo man neue Kirchen zu
gründen hatte, musste es bequemer sein, sie damit zu
verbinden. Am Dom zu Köln scheinen" sie gleich anfangs
angelegt zu sein, jedoch zunächst nur in Holz, während
der übrige Bau in Stein errichtet war. Allein diese V er-
änderungen kamen noch vereinzelt vor, sie treten nur zu
Man hat aus der Verbindung, in welche Karl mit dem Kalifen
trat, auf eine Einwirkung des (lamaligen arabischen Styls auf die
fränkische Architektur schliessen wollen (Cordero di S. Quintino, dell'
italiaila architettura etc. p. S1). Allein diese Annahme kann man nur
für unbegründet halten. Die Geschenke, welche Karl von Harun-al-
Raschid erhielt (hauptsächlich ein künstliches Uhrwerk und ein Ele-
phant) deuten nicht dahin, und ebenso wenig die angebliche Ueber-
(aignung des heiligen Grabes und des Ortes der Auferstehung Christi
welche der Kalif dem Kaiser bewilligte (Eginhard, de Vita Caroli
M. c. Die letzte war ohne Zweifel nichts als eine Ehrc-nhrw
zengung ohne wirklichen Einfluss.
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