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Karolingische
Zeit.
Im heutigen Frankreich bildete sich ein solcher noch
weniger. Die klimatische Verschiedenheit der Provinzen,
die Einflüsse, Welche diese von den Küsten der sie be-
gränzenden Meere erhielten, die ungleiche Zusammen-
setzung der Bevölkerung brachten hier noch grössere
Abweichungen hervor. Die Zerrüttung des Landes unter
der kraftlosen Herrschaft der spätem Karolinger und bei
den Verwüstungen der Normannen hemmten die Mitthei-
lung in noch höherm Grade, und der Zufall der Erhaltung
antiker Vorbilder in einigen, roher Versuche in andern
Gegenden erzeugte in den verschiedenen Districten sehr
abweichende Formen, die dann herkömmlich wurden. Be-
deutende neue Bauten, welche eine Epoche in der Ge-
schichte bilden könnten, sind hier nicht aufzuweisen. Im
Ganzen herrschte der Basilikeiltypus vor, indessen fanden
in gewissen Diöcesen auch byzantinische Formen Eingang.
Wir erkennen diesen Zustand erst in der folgenden Pe-
riode , wo bei grösserer Bauthätigkeit diese verschiedenen
Localschulen sich mehr ausbilden, und müssen uns daher
vorbehalten, später darauf zurückzukommen ü).
Durchweg sehen wir also keine Spur eines neuen
Systemes, vielmehr überall entschiedenes Festhalten am
zu Essen (gegründet im J. 877) ein Ueberrest eines karolingischen
Octogons mit Bogenstellungen und einer Kuppel, welche auf Nach-
ahmung des Aachener Vorbildes hindeuten, erhalten zu sein. Schwer-
lich möchte die kleine runde Kapelle zu Allenfurt bei Nürnberg
(Welche Knllenbach, Chronologie der deutsch-mittelalterlichen Bau-
kunst, dahin rechnet) ein so hohes Alter haben; eher dagegen der
s. g. alte Dom in Regensburg, ein kleiner, länglich viereckiger
Raum mit Nischen (s. Popp und Bülau, die Arch. d. MA. in Reg.)
dieser Zeit angehören.
Mehrere Kirchen der Provence, welche man dieser Zeit,
jedoch ohne genügende Beweise zuschreibt, xiemlt Kilgler l-Iandb.
S. 351 nach Alex. de Laborde, Monumens de 1a France.