Basiliken
mit
zwei
Chören.
497
nicht auf, nachdem man sich aus andern Gründen wieder
der länglichen Form zugewendet hatte, und es war noch
eine Schonung dieser Form, dass man die zweite Chor-
nische nicht etwa auf der breiten Seite anbrachte. Aber
der Eingang hatte nun freilich seine bedeutsame Stelle
eingebüsst. Bemerkenswerth ist es, dass diese Form
fast nur auf deutschem Boden vorkommt, in Frankreich
und in England äusserst selten und wie es scheint nur
zufällig, in Italien niemals. Wir können sie für eine N ach-
wirkung eines durch die Kirche in Aachen bedingten
byzantinischen Einflusses ansehen.
Wie gross das Ansehen dieses wichtigen Monumcntes
war, sehen wir daraus, dass es noch später, ungeachtet
man im Ganzen dem Basilikentypus treu blieb, nachge-
ahmt wurde. S0 ist die wahrscheinlich noch im neunten
Jahrhundert erbaute Kirche zu Ottmarsheim im Elsass
eine treue Copie des Aachener Münsters, in kleinem
Verhältnissen und mit einigen Abänderungen, welche die
Dürftigkeit einer Dorfkirche nöthig machte. Auch noch
im zehnten Jahrhundert erbaute der Bischof Notker in
Lüttich die Johanniskirche nach dem Vorbilde der Aache-
ner Kircheii). Wir sehen daher eine Mischung verschie-
denartiger Formen, noch keinen Anfang eines festen Styls.
t) Fiorillo, Gesell. d. z. K. in Deutschl. II. 88. Sie ist im v0-
rigen Jahrhundert neugebaut, jedoch mit Beibehaltung der alten Form.
Die Stiftung der Kirche in Ottmarsheim wird gewöhnlich in das 11.
Jahrh. gesetzt, jedoch aus keinem andern Grunde, als weil nm diese
Zeit bei dem Aufenthalte des Papstes Lucius im Elsass viele Kirchen
gegründet wurden. Dieser Grund ist offenbar unzureichend, zumal
da die andern dieser Zeit zugeschriebenen elsassischen Kirchen ganz
andere Formen zeigen. Mit grössernl Rechte können wir daher aus
der unläugbaren Nachahmung des Aachener Münsters auf eine frühere
Zeit sehliessen. Vgl. einen Aufsatz von mir im Knnstbl. 1843. n. 21.
Ausserdem scheint innerhalb der viel später erbauten Stiftskirche
m. 32