Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

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Karolingische 
Zeit. 
Auch in andern Kirchen hing diese Einrichtung mit der 
zunehmenden Verehrung der Reliquien zusammen; der 
westliche Chor diente vorzugsweise als Grabkapelle. Er 
wurde aber auch zu den gemeinschaftlichen Andachten 
der Geistlichen benutzt, und ohne Zweifel in manchen 
Kirchen gleich anfangs dazu bestimmt  
In architektonischer Beziehung war diese Neuerung 
keine glückliche, indem sie die klare Anordnung der 
Basiliken, an welcher Eingang und Chor so entschieden 
ihre Stelle hatten und sich so bestimmt aussprachen, 
zerstörte. Man kann sie gewissermassen als eine Ver- 
mischung des byzantinischen Rundbaues mit dem Basili- 
kentypus betrachten. Denn die beiden Nischen in Osten 
und Westen bilden, wenn man sie sich vereinigt denkt, 
ein Kuppelgebäude, welches nur in zwei Hälften getrennt 
ist. Obgleich diese durch das dazwischen gelegene Lang- 
haus auseinander gehalten sind, bleibt ihre Uebereinstim- 
mung in der That noch sehr bemerkbar. Wahrscheinlich 
kam zwar diese ästhetische Rücksicht bei den frommen 
Aebten von Fulda und St. Gallen nicht sehr in Betracht, 
indessen hatte doch der byzantinische Styl darauf gewiss 
einigenEiniluss. Seine runde und polygone Gestalt be- 
zeichnet die Stellen des Eingangs und der Chemische 
nicht, und diese, wenn man sie anfügte, erschien sogar 
als ein willkürlicher und entstellender Zusatz. Wenn aber 
der Formensinn durch die Gewöhnung an solche Anbau- 
ten abgestumpft war und keinen Anstoss daran nahm, 
konnte man nach Bequemlichkeit sich nun auch nach 
andern Seiten hin erweitern. Diesen Vortheil gab man 
 Kuglar (Handb. S. 356) vermuthet mit Rücksicht auf den 
Plan von St. Gallen, dass die Theiluzzg des Sängerchors in den Chorus 
Prioris und Chorus _Abbatis mit berücksichtigt worden.
	        
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