Einwirkung
der
Klöster.
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Die Pflege der Wissenschaften und Künste war nach
Karls Todenicht mehr an, den Höfen seiner Nachfolger
zu suchen; sie fand ihren Sitz nunmehr in den Klöstern,
namentlich in den grossen deutschen Klöstern von St.
Gallen, Hirschau, Fulda und Corvey, die in der allge-
meinen Zerstörung und Verwilderung wie ruhige Inseln
eines aufgeregten Meeres erscheinen. Die frommen und ,
gelehrten Männer, welche an der Spitze dieser Institute
standen, betrachteten es bald als ihre wichtigste Aufgabe,
die ursprünglich klein und dürftig angelegten Kirchen
durch neue und prachtvollere zu ersetzen und mit Bild-
werk und Metallen zu schmücken. Sie hielten daher
Schulen, in Welchen fähige Novizen nicht bloss in der
Schönschreibekunst und Miniaturmalerei, sondern auch
in der Architektur und allen verwandten Künsten unter-
richtet wurden. Die Chroniken sind voll von der Anf-
zählung der vortrefflichen Baumeister, Maler, Bildschnitzer
und Goldarbeiter, die sich unter diesen Geistlichen her-
vorthaten, die Lebensbeschreibungen der Aebte liefern
zahlreiche Nachrichten über sie; die Reihe der klöster-
liehen Künstler, welche sich noch weithin in das Mittel-
alter erstreckt, beginnt mit ihnen. Die Beschreibungen
ihrer Bauten, an denen es ebenfalls nicht fehlt, sind
freilich fast immer dunkel und schwülstig; indessen ver-
dienen sie um so mehr Beachtung, als die Zeit und der
langerhalteile Reichthnm dieser berühmten Abteien nur
wenige Spuren jener frühen Thätigkeit übrig gelassen
hat
In Fulda ist eine kleine jetzt: dem h. Michael gewidmete
Kirche, wiewohl mit manchen Zusätzen erhalten, welche der Abt
Eigil (822) auf dem Kirchhofe des Klosters errichten liess. Sie ist
kreisrund und besteht aus zwei Stockwerken, beide gewölbt, das
untere mit einer plumpen ionischen Säule in der Nlitte und von einem