Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

Quellen 
ihres 
Baustyls. 
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darauf hin, dass dieser Verkehr sich auch auf künstleri- 
sche Mittheilungen erstreckte. Karls Geschichtschreiber 
Eginhard, der sich um bauliche Angelegenheiten so sorg- 
fältig bekümmerte, dass er selbst den Vitruv studirte und 
sich von Andern Auskunft über die Bedeutung architek- 
tonischer Ausdrücke desselben erbat, lässt uns nirgends 
spüren, dass man auch nur das Dasein einer eigenthüm- 
liehen byzantinischen Kunst ahnete. Italien dagegen, das 
der Kaiser selbst gesehen, hatte ihm tiefen Eindruck ge- 
macht, die Werke der römischen Imperatoren und vielleicht 
die seines grossen Vorgängers in der Verschmelzung 
römischer und germanischer Sitte, des 'l'he0derich, waren 
es, denen er nacheiferte. Nach damaliger italienischer 
VVeise benutzte auch Karl die Fragmente antiker Bauten 
zu seinen neuen Werken; Quadersteine wurden aus den 
Mauern von Verdün, Säulen aus Trier, Marmorstücke, 
Mosaiken und wiederum Säulen aus Rom und Ravenna 
herbeigeschafft. Besonders wurde das damals verlassene 
und eroberte Ravenna durch diese artistischen Requisitio- 
nen in Anspruch genommen; der Papst Leo gab die Ein- 
willigung zu diesen Plünderungen. Sogar eine Reiterstatue 
Theoderichs musste sich die Aufstellung in dem Palaste 
zu Aachen gefallen lassen. Die Quellen, aus welchen 
Karl und seine Gehiilfen ihre Kunstansichten schöpften, 
waren also 
die Bauten 
durchaus römische, die Schriften des Vitruv, 
von Rom und Ravenna. An die Einführung 
eines neuen Geschmacks dachten sie nicht, sondern nur 
an Erhaltung des alten, der schon seit der Römerzeit 
in diesen gallischen Gegenden einheimisch war. Wenn 
die enge Verbindung mit Ravenna es verursachte, dass 
der Plan der neuen Kirche sich an den von S. Vitale 
anschloss, und hiedurch etwas Byzantinisches in die frän-
	        
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