Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

Die 
Münsterkirche 
in 
Aachen. 
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theils den Pfeilern desselben entsprechen, ist die Bedeckung 
des untern Umganges aus viereckigen Kreuzgewölben und 
aus dreieckigen Gewölbfeldern zusammengesetzt. Noch 
sinnreicher sind diese Wölbungen im obern Stockwerke 
des Umgangs in eine schräge Fläche gebracht, so dass 
sie theils als kräftige YViderlage zur Stütze des Kup- 
pelgewölbes dienen, theils durch diese Lage dem Auge 
des Beschauers im lilittelraume ganz geöffnet sind, was 
sie namentlich für bildlichen Schmuck sehr geeignet mach- 
teä). Bei diesem Geschick des Architekten ist es auf- 
fallend, dass das Technische in der Behandlung des 
Steins, sowohl in den Verzierungen als im Mauerwerk 
selbst hinter den Arbeiten der spätrömischen Zeit be- 
deutend zurücksteht. Man erkennt, dass während die 
höher gestellten Männer durch geistige Kraft sich noch 
aufrecht erhielten, die Masse des Volks schon tiefer ge- 
sunken und die Tradition der Technik verloren war. Man 
sieht aber auch, wie das ganze Bestreben noch Weit ent- 
fernt war, einen neuen Aufschwung zu nehmen, und wie 
sich alle Bildung noch an das Römische anschloss.  
Im 14. Jahrhundert ist die zweistöckige Altarkapelle 
im Osten der Kirche durch einen hohen Chor verdrängt 
und die Vorhalle des Gebäudes verändert, später der 
Mosaikschmuck der Wölbungen, der schon längst gelitten 
t") Die Nischen in S. Vitale und in den spätem byzantinischen 
Bauten trugen auch zur Unterstützung der Kuppel bei, aber nicht so 
kräftig wie diese Strebewölbrlnrgen. In Frankreich findet man bei 
sehr allen Kirchen (namentlich in Auvergne) häufig, dass das Mit- 
telschiff mit einem Torlnengeivölbe, die Abseiten oder die über den; 
selben befindlichen Gallerien aber mit halben Tonnengeivölben be- 
deckt sind, welche sich also auch als Strebebogcn an die obere WVand 
des Mittelschides anlegen. Man darf diese Anordnung mit der des 
Münsters von Aachen in Verbindung bringen und für ein Vermächt- 
niss der Karolingischen Zeit halten.
	        
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