Italien.
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Byzanz abgeschnitten. Man fuhr daher fort, nach bis-
heriger Weise zu bauen, und die Kirchen, die einzigen
Gebäude, auf welche einige Sorgfalt verwendet wurde,
mit den Fragmenten alter Monumente auszuschmücken.
Die Longobarden selbst, Weit entfernt eigene Architekten
und einen eigenthümlichen Styl mitzubringen, bedienten
sich der einheimischen Werkmeister auch dann noch, als
sie selbst etwas mildere Sitte und einen Theil der alten"
Civilisation des Landes angenommen hatten. "Mit Hülfe
derselben erbauten ihre Könige Paläste, die von den Ge-
schichtschreibern als prachlxroll, mit Gold und Malereien
geschmückt geschildert werden. Von diesen ist uns
nichts erhalten, und die wenigen auf uns gekommenen
kirchlichen und weltlichen Bauten, welche man der Zeit
longobardischer Herrschaft zuschreiben kann, zeigen noch
völlig die Anordnung und Technik spätrömischer Archi-
tektur. Eine neue Anregung und Richtung erhielt die
Kunst durch sie nicht m).
Wichtiger für die abendländische Bildung als Italien
begannen nun die nördlichen Länder zu werden. In Gal-
lien hatten sich die Westgothen in den reichen süd-
lichen Provinzen. ebenso und mit gleicher Gewandtheit
wie die italienischen Ostgothen an einheimische Sitte
4) Mehrere Schriftsteller, und selbst noch Agincourt, nehmen
an, dass unter den Longobarden in Italien ein neuer architektonischer
Styl entstanden sei. Diese Ansicht ist aber von Cordero de conti
di S. Quintino, delP italiaxla architettura durante 1a dominazione
Longobarda, Bi-escia 1829, vollständig widerlegt. Die Gebäude, auf
welche man sich bezog, namentlich S. Michele zu Pavia, scheinen
dem 12. Jahrhundert anzugehören. Dagegen schreiht Cordero a. a. O.
S. 217 ff. mit grosser Wahrscheinlichkeit die Kirchen S. Frediano und
S. Michele in Lueea und S. Salvatore in Brescia der Longobarilen-
herrschaft zu. Sie sind sämmtlich basilikenartig mit antiken Frag-
menten und einem Ueberrest antiker 'i'celmik , ohne erhebliche Ver-
änderuugen
III.
des
Styls.