'l'l1e0dericlfs
Bauwerke.
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des Gotheilkönigs entstanden sein, er mag dabei eine
Reminiseenz an die Hügelgräber und Felsmassen, unter
denen seine Vorfahren ruheten, gehabt haben; übrigens
aber ist auch an diesem Gebäude nichts, was wir als
nichtrömisch anerkennen müssten. Die Ornamente, im
Ganzen sparsam angebracht, hauptsächlich nur auf dem
grossen Friese unter der Kuppel, sind wohl ungewöhn-
lich, sie haben nicht Pllanzenform, erinnern nicht an Na-
turgestalten, sondern sind aus graden und gekrümmten
Linien zusammengesetzt; sie enthalten auch nicht die
herkömmliche Andeutung des horizontalen Gebälks, son-
dern zeigen mehr eine verticale Richtung w) Allein nichts
berechtigt uns , hierin eine germanische Einwirkung und
überhaupt etwas Andres als eine der mannigfaltigeirFor-
men, welche das Schwanken einer unsiehern Kunst her-
verbrachte anzunehmen w]. Uebrigens scheint bei die-
sem Grabmonument eine grössere Einfachheit wie an
den andern Bauten, welche 'l'he0derich unternahm, be-
obachtet zu
scher Weise
sein; diese waren vielmehr nach römi-
reich geschmückt, und wir finden stets die
4') Das Ornament besteht aus einzelnen Figuren, die oben einen
Kreis zeigen, der sich unten öffnet und an den Bändern dieser OelT-
nung in zwei grade, nach unten zu divergirende Linien ausläufi. Es
ist ungefähr die Gestalt, wie Kinder Wohl einen Menschen durch die
Riiiulung des Kopfes und durch gespreizte Beine zeichnen möchten;
diese Figur wiederholt sich rings umher. Ich will nicht unerwähnt
lassen, dass dieselbe Figur auf sassaniilischeu Sculpturen (in dem
Beisewerke von Texier) als Verzierung der Halskrause des Königs
vorkommt. Einen Zusammenhang wird man aber dabei keinesweges
annehmen dürfen. S. d. Abbild. des Palasts und Mausoleums bei
Agiuc. Arch. pl. 17, 18. und bei v. Quast tab. 7.
i") Audrer lileiuuug ist v. Quast iu seinem VVcrke über Ravenna
S. 25., indem er iu den Proiilirungen dieses Gebäudes eine nBfSiB
Einwirkung des gerunmischen Lebens auf die Kunstßl anzuerkennen
geneigt ist.