Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

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Die 
spätem 
Karolinger. 
die Oberhand, es wurde allgemeine Sprache der Wissen- 
schaft und der Geschäfte, ja selbst für den brieflicheil 
und mündlichen Verkehr der Gebildeten und für den 
poetischen Ausdruck. Karl liess zwar die deutschen 
Lieder sammeln, aber diese vereinzelte Gunst blieb un- 
wirksam. Wichtiger war es, dass im neunten Jahrhun- 
dert ein Mönch im Elsass, Ottfried, sich gedrungen 
fühlte, die. Evangelien in fränkische Verse zu übertragen; 
er bemühet sich, nicht ohne Klage über die Unfügsam- 
keit des rauhen Dialectes, die römischen Buchstaben den 
deutschen Lauten anzupassen. Allein dieser erste Beginn 
einer deutschen Literatur konnte nur geringe Folgen 
haben, im Wesentlichen blieb noch Jahrhunderte lang 
das Lateinische ausschliessliche Schriftsprache. So waren 
denn also die Gebildeten oder Gelehrten von der naiven 
Empfindung 
danken und 
des Volks gesondert, sie konnten ihre Ge- 
Gefühle nicht in voller Frische und Unmittel- 
barkeit, sondern nur in Uebersetzungen geben. Wer es 
Weiss, wie sehr die Sprache nicht bloss ein Willkürliches 
Mittel der Mittheilung ist, sondern der Lebensathem des 
Volks, die Verbindung der innersten Gefühle mit der 
grossen Natur, in welcher unser Geist ins Leben tritt 
und sich selbst verstehen lernt, fühlt es, wie lähmend 
dies einwirken musste. Jede warme Empfindung kam 
erstarrt und trocken aus dem Munde hervor, jeder eigen- 
thümliche Gedanke konnte nur soweit mitgetheilt wer- 
den, als der Sprachschatz des Redenden es gestattete. 
Indessen konnte es nicht fehlen, dass mehr und mehr 
germanische Elemente "selbst in diese Latinität, noch 
vielmehr in die Gedanken, welche darin ausgesprochen 
wurden, in das System moralischer und" rechtlicher An- 
sichten eindrangen. Dadurch musste denn zunächst die
	        
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