Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

Reactiou 
des 
gernlanischen 
Elements. 
4-7 l 
Diese Unsicherheit nahm immer mehr zu; die Entste- 
hung, die Gränzen der Königlichen Gewalt, ihr Verhält- 
niss zu den Grossen, die Rechte der Besitzer an ihren 
Gütern, die Erbrechte, die Familienverhältnisse, alles 
war unbestimmt, durch die Vermischung römischer und 
deutscher Begriffe streitig. Man sieht hier die Quellen 
endlosen Haders. Dabei erzeugte denn die Heftigkeit 
ungezügelter Begierden und die Gewohnheit leidenschaft- 
licher That, Frevel aller Art, Bruderkriege, Kämpfe 
zwichen Vater und Sohn, Entführungen fürstlicher Jung- 
frauen und ähnliche Erscheinungen, welch-e selbst auf den 
höchsten, von dem schwachen Lichte der Geschichte 
beleuchteten Punkten der damaligen Zeit so oft vorkom- 
men, und also in niedriger-n Regionen gewiss auch nicht 
fehlten. Dann folgen Verträge, welche wieder gebrochen 
werden, wirkliche oder vermeintliche Verletzungen, und 
neue Kämpfe, bis endlich die Kirche strafend und mit 
Bussvorschriften sich geltend macht. Es ist begreiflich, 
dass bei diesem Zustande der Dinge sich eine feste Ge- 
sinnung nicht leicht, wenigstens nicht im bewegten Leben 
bilden, und die bessere Eigenthümlichkeit des deutschen 
Characters noch nicht zum Vorschein kommen konnte. 
Es lag eine Kluft zwischen dem natürlichen Gefühle und 
der geistigen Bildung. 
Dies zeigt sich ganz unmittelbar an der Sprache. 
Bekanntlich waren die deutschen Dialecte zur Zeit der 
Völkerwanderung für den schriftlichen Gebrauch noch 
nicht bearbeitet. Zwar hatten die Gothen schon frühe 
gelungene Versuche gemacht, allein bei ihrer Zerstreir 
ung unter der Mehrzahl der Römer in Italien und im 
südlichen Gallien gewann sofort das Lateinische mit seiner 
kirchlichen Autorität und seiner ausgebreiteten Literatur
	        
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