Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

Verwirrung 
der 
Verhältnisse. 
4-69 
Den Deutschen der Völkerwanderung, den Gothen 
und selbst den Franken, erschien die römisch-christliche 
Civilisation so sehr als ein Ganzes, als ein noch Beste- 
hendes, dass sie sich ohne Weiteres (lariil zurechtfinden zu 
können meinten. An ihre Nationalität dachten sie nicht 
weiter, sie wollten sie zwar nicht aufgeben, aber sie 
waren bei Weitem nicht scharfsichtig genug, um eine 
Gefahr für sie zu ahnen; sie nahmen es weder mit dem 
Deutschen noch mit dem Römischen sehr ernst, fassten 
nur das Aeusserliche ins Auge. Sie mussten dies viel- 
leicht, denn jeder Tag hat seine Sorge und schon das 
Nächste beschäftigt uns vollkommen. Bei Karl waren 
die Dinge schon weiter gediehen und sein tiefer, kräftiger 
Geist war nicht geneigt, sich mit dem Oberflächlichen 
zu begnügen. Seine Franken sollten die römische  
senschaft und Gesittung recht gründlich erwerben, sie 
sollten aber dabei nicht aufhören, Deutsche zu sein. Er 
durchdrang also mit einem prophetischen Blicke die Ab- 
sichten der Vorsehung, er wollte, was der Erfolg der 
spätern Jahrhunderte als das Richtige gezeigt hat. Er 
täuschte sich nur darin, dass er das , was nur im 
langsamen Schritte der Jahrhunderte durch die Anstren- 
gungen und Versuche vieler Generationen erreicht wer- 
den konnte, für eine ausführbare Aufgabe seiner Regen- 
temveishcit hielt. Aber dieser Irrthum ist der gewöhn- 
liche hochbegabter Männer, vielleicht nothwendig um 
ihnen Muth- und Kraft zu verleihen. Dadurch erschien 
Karl und seine Zeit den folgenden Jahrhunderten in einem 
idealen Lichte; er halte mit grossen kühnen Zügen ent- 
worfen, was sie im Einzelnen unter Zweifeln und Käm- 
pfen auszuführen hatten. 
Wäre seine Herrschaft, wie die der Gothen, auf
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.