Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

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Die 
spätem 
Karolinger. 
her war denn auch bei ihnen vieles ungewiss; sie schwank- 
ten zwischen dem Bedürfnisse der Belehrung aus den 
alten Autoren und der Furcht vor ihrem unchristlicheix 
Geiste. Wir finden, dass der weltkluge und gründlich 
gelehrte Alkuin sich in seinem Alter Vorwürfe über seine 
Gelehrsamkeit, macht, weil sie nicht ohne Studium der 
heidnischen Schriftsteller erlangt sei. 
Wir begreifen daher, wie schwankend das Gebäude 
germanischer Lebensformen war, das Karl mit glühendem 
Eifer und kräftiger Hand eilfertig errichtete. Mit Recht 
hat man bemerkt, dass er überall schaffen und durchset- 
zen wollte, was nur gepflegt sein will, damit es werde. 
Man darf es ihm nicht vorwerfen, denn durch-diese ge- 
waltsamen Mittel brach er die Bahn, welche zu ebenen 
es Jahrhunderte bedurfte; aber es ist einleuchtend, dass 
sein Werk nun nicht in gleicher Weise fortschritt, dass 
unter seinen Nachfolgern die Elemente der Zerrüttung, 
die seine starke Hand bewältigt hatte, mächtig hervor- 
brachen, und die höchste Verwirrung eintrat. 
Aeussere Umstände trugen zu dieser Verwirrung 
bei; die Bruderkriege und Thronstreitigkeiten unter Karls 
Enkeln, die Schwäche dieser Fürsten, dann die verhee- 
renden Einfälle der Ungarn und Normannen. Allein schon 
diese ungünstigen Ereignisse hatten innere Gründe, ohne 
solche wären sie abgewendet oder unschädlich gemacht 
worden, ohne solche hätten sich kräftige Charaktere ge- 
bildet, welche der Noth des Augenblicks glücklichen 
Widerstand leisten konnten. Es waren höchst eigenthüm- 
liche Verhältnisse, unter welchen Karl seine Völker zurück- 
liess, Verhältnisse, wie sie wohl niemals in der Weltge- 
schichte wieder vorgekommen sind, die man sich schwer 
ganz vergegenwärtigen, bis in das Einzelne ausmalen kann.
	        
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