Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

Rohheit 
und 
Lerneifer. 
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christlichen Lehreu mit den Gebräuchen der germanischen 
Völker, die sie in den unruhigen Jahrhunderten der Völ- 
kerwanderung angenommen hatten, in Widerspruch. 
Selbst bei Karl, dem erleuchtetesten Manne seiner Zeit, 
tritt oft der Barbar noch sehr stark heraus. Dass er die 
Sachsen durch seine eiserne Hand zwang, die christliche 
Taufe mit heidnischem Herzen zu empfangen, lag viel- 
leicht, so sehr es unsern Gefühlen widerstrebt, im Gange 
der Zeit, Aber die furchtbaren Grausamkeiten, die er 
bei dieser Gelegenheit beging, und ohne Rüge beging, 
können keine Rechtfertigung finden, und unter den frän- 
kischen Bischöfen gab es keinen Ambrosius, der den 
blutbetleckten Kaiser von der Schwelle der Kirche zu- 
rückgewiesen hätte.  
Noch waren ganze Regionen im Gebiete der Sitte 
lichkeit unangebaut. An eine feste Ehe, an eine blei- 
bende Häuslichkeit waren diese wilden Helden nicht 
gewöhnt; wenigstens den Fürsten scheint das Herkom- 
men in dieser Beziehung keine Gränzen gestellt zu haben. 
Die merowingischen Könige hatten ohne Widerspruch 
ihrer Geistlichen mehrere Frauen gehabt, zu Karls Zeit 
stand zwar die bessere Theorie fest, aber freilich musste 
man der eingewurzelten Unsitte noch häufig nachsehen m). 
Dies ist nur ein Beispiel, wie in unzähligen Fällen selbst 
die Grundlagen der Sittlichkeit noch fehlten. Dazu kam 
denn noch, dass auch auf der römischen Seite manches 
zweifelhaft war. Derselbe Conilict zwischen christlichen 
Tendenzen und heidnischen Sitten und Gesetzen, wie im 
byzantinischen Staate, war auch in Italien. Hier aber 
schöpften die fränkischen Gelehrten ihre Weisheit; da- 
 Lieber die Duldung der Geistlichen in dieser Beziehung vgl. 
Loehell a. a. 0. S. 270 und Eginhard vita Car. M. c. I8, 19. 
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