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Die
germanischen
Völker.
schwierigere, das für den Dienst der Kirche Erforderliche
nahm seine Sorge in höherm Maasse in Anspruch. Er
verschrieb Lehrer und Hülfsmittel aus Italien und vertheilte
sie in den Klosterschulen, welche die Mittelpunkte der
Bildung in den Provinzen werden sollten; er ging im
Eifer des Lernens voran; Latein sprach er, griechisch
verstand er wenigstens, gern wohnte er den grammati-
schen und theologischen Unterhaltungen seiner Ilofgelehr-
ten bei; er lernte rechnen und noch in alten Tagen ver-
suchte er freilich mit geringem Erfolge die kriegerische
Hand im Schreiben zu üben. Wir sehen hier an ihm selbst
den Mangel der einfachsten Vorbildung bei einem scharfen
Blicke und einem selbstständigen Urtheile über die wich-
tigsten Dinge. Er war ein treuer Sohn der römischen
Kirche, aber blind folgte er auch ihren Entscheidungen
nicht. Dies zeigte sich besonders bei einer merkwürdigen
Veranlassung, die mit unserm Gegenstande in näherer
Beziehung steht, nämlich bei Gelegenheit des Bilderstreites
im byzantinischen Reiche. Dieser Streit hatte im Ganzen
auf das Abendland geringe Einwirkung; die römischen
Bischöfe erklärten sich entschieden gegen die Ansicht
der bilderstürmenden Kaiser und der bereits festgestellte
Gebrauch der Bilder in den Kirchen blieb überall bestehen.
Erst als es der Kaiserin Irene gelungen war , den Zwist
beizulegen und durch den Beschluss eines Concils die
Bilder in ihre Rechte einzusetzen, als sie dann diesen
Beschluss dem Papste Iladrian zur Mittheilung an die
abendländischen Fürsten übersendete, liess sich ein YVi-
derspruch gegen diese den Bildern zu günstig gehaltene
Entscheidung vernehmen. Karl selbst nahm daran den
eifrigsten Antheil, ein Buch, welches seine Grundsätze
darüber enthielt (die s. g. libri Carolini) wurde verfasst