Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

Karl 
der 
Grosse. 
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welche im Innern ihres Palastes vegetirend, die Regierung 
ihren Dienern überlassen. Er ist unermüdlich; bald linden 
wir ihn auf den Schlachtfeldern der entferntesten Länder, 
in Italien, bei den heidnischen Sachsen, in der spanischen 
Mark; bald ist er mit den friedlichen Aufgaben des Re- 
genten und selbst des Hausvaters beschäftigt. In diesem 
neuen Reiche War alles zu ordnen; Karl leitete alles selbst. 
In zahlreichen Gesetzen gab er Bestimmungen für die 
Verwaltung des Staats und der Kirche, für Schulbildung 
und Rechtspflege, und in die Ausführung seiner Vor- 
schriften griff er überall selbst ein. Auf seinen Meier- 
höfen prüft er die Wirthschaftsführuilg, in den Klöstern 
besucht er die Schulen; wo er nicht selbst sehen kann, 
müssen seine Sendgrafen und Bischöfe das Land durch.- 
streifen und ihm berichten. 
Römische Kirche, Gelehrsamkeit, Kunst galt ihm 
hoch; in jeder Beziehung lehnte er sich an römische 
'l'raditionen an. Wie seine Vorfahren führte er den Titel 
eines Patricius und nicht unvorbereitet empfing er vom 
Papste Leo die Kaiserkrone. Ungeachtet schon drei 
Jahrhunderte seit dem Untergange des abendländischen 
Reiches verilossen waren, lebte in den Völkern die Er- 
innerung an die Einheit des Reiches und an seinen Mit- 
telpunkt Rom, und die Erneuerung der Kaiserwiirde war 
daher vom grössten Eintlusse. Allein dabei war Karl 
weit davon entfernt, seine Nationalität zu verläugneil. Er 
sammelte deutsche Volkslieder, gab den Monaten deut- 
sche Namen; er trug fränkische Kleidung und suchte durch 
Spott wie durch Gesetze seine Franken abzuhalten, sie 
mit römischer zu vertauschen. Beide Elemente, römische 
Cultur und deutsche Kraft wollte er offenbar mit einander 
verschmelzen, aber das römische, als das Neue, das
	        
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