Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

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Die 
germanischen 
Völker. 
von seiner bessern Seite, in seiner tiefen Treue und 
Zuverlässigkeit; vielmehr entwickelte sich unter den Kö- 
nigen des ersten Stammes, den M er o W i n g e rn, ein Zustand 
von wilder Ruchlosigkeit, wie ihn die Geschichte kaum 
zu irgend einer Zeit gekannt hat. In den Familienzwisten 
dieses Hauses kämpfen sie nicht bloss mit wilden, aber 
ehrlichen Waffen, sondern Treubruch und Verrath, List 
und heimlicher Mord sind gewöhnlich, und man liest mit 
Entsetzen, was die Geschichtschreiber ruhig und selbst 
ohne Verwunderung in ihren Chroniken, wie alltägliche 
Vorfälle, erzählen. Es wird hier im höchsten Grade deut- 
lich, wie die oberflächliche Bildung und der verführerische 
Reichthum, welchen sie von den Römern überkamen, den 
rohen Sinn der Germanen verwirrte f). Indessen so übel, 
wie bei den herrschenden Geschlechtern, sah es im Kern 
des Volkes wohl nicht aus. Wenn auch roh und verwil- 
dert waren diese Franken doch 
für 
die Lehren 
der Kirche 
und für die bessern Eingebungen des Gefühls nicht taub. 
Eine kräftigere und reinere Generation ging aus dem 
Volke hervor, die letzten Sprösslinge der entarteten Me- 
rowinger wurden in die Einsamkeit des Klosters verwie- 
sen, und die Nachkommen Pipins von Herstall bestiegen 
den Thron.  
In 
Karl 
dem 
Grossen 
sehen 
wir 
schon 
eine 
ächt 
christliche 
und 
ächt 
deutsche 
Gestalt. 
Niemals 
hat 
die 
Geschichte einem Regenten mit grösserm Rechte als ihm 
den Namen des Grossen gegeben; sein redlicher Wille, 
sein Scharfsinn, seine Feldherrntalente, seine 'l'hätigkeit 
sind wahrhaft bewundernswerth. Wie unterscheidet er 
sich von jenen Herrschern des byzantinischen Reiches, 
ist: 
a") Reich an interessanten Sittenschilderungen 
Loebell, Gregor von Tours. Leipzig 1839. 
all S 
dieser Zeit
	        
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