Die
Longobardexl.
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Anführern ab, während diese wieder mit ihren unmittel-
baren Untergebenen in ähnlichem Verhältnisse standen;
das Lehnsverhältniss fing an sich auszubilden. Auch in
einzelnen Lebenszügen erkennen wir den deutschen Cha-
rakter bei ihnen deutlicher, das Romantische der Liebe,
das Wohlgefallen an abenteuerlichen Ritterthaten, Gefühle,
die erst viel später ihre poetische Ausbildung erlangten,
werden hier bemerkbar k). Aber daneben behielten sie
auch in Italien die rohe, verwilderte Sitte , die sie aus
ihren frühern Lagerplätzen in slavischen Ländern mitge-
bracht hatten, ja sie steigerten sich hier noch , wie be-
rauscht durch die Genüsse des Südens, in zügellcser
Leidenschaft. Der Einfluss der Kirche war selbst dann,
als ihre Könige katholisch geworden waren, nur vorüber-
gehend; der römische Bischof hatte harte Tage unter
ihnen. Durch ihre längere und strenge Gewaltherrschaft
mischte sich ohne ihren Willen der Charakter der römi-
scheu und germanischen Bewohner des Landes, und sie
legten dadurch die Grundlage des spätem italienischen
Volksthums.
Reiner
erhielt
sich
der
deutsche Geist
bei den F ran-
ken, welche in Gallien eine, wenn auch rornanisirte,
doch ursprünglich mehr verwandte Nation beherrschten.
Sie waren die ersten Germanen, welche statt des ariani-
schen, das katholische Christenthum ergriffen, das mehr
geeignet war, tiefe Begeisterung und poetische Regungen
zu erwecken. Auch hier aber trug weder das Christen-
thum sogleich seine schönsten sittlichen Früchte, noch
zeigte sich der germanische Charakter ohne Weiteres
i) Alboin und Rosamunde; zierlicher und romantischer die Wer-
bung Antharichs um die Baierische Königsiochier Theodelinde (Paul.
Diac. lib. II. 0. 29, 34; Gibbon c. 45.)