Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

Die 
Ostgothen. 
459 
deutschen Völkern; statt durch ihre Bekehrung und durch 
die Ordnung römischer Sitten zu gewinnen, wurde ihre 
Rohheit nur lasterhafter, ihr Sinn nur leidenschaftlicher; 
vielleicht trug sogar das Christenthum selbst dazu bei, 
diese Verwilderung zu steigern. Das Evangelium, indem 
es nicht bloss äussere Opfer, sondern innern Glauben, 
freie Zustimmung und persönliches Bekenntniss fordert, 
stellt den einzelnen Menschen viel höher, als jene Volks- 
religionen, welche ohne Ansprüche auf eigene Prüfung 
von einem Geschlechte zum andern sich vererbten. An 
rohe, zur Willkür gewöhnte Menschen gebracht, musste 
es anfangs die Kraft des eignen selbstsüchtigen Willens 
noch stärken, indem es dieselbe so hoch ehrte. Die Ein- 
Wirkung auf das Innere, der Aufruf zur Reue und Bes- 
serung musste die Gemüther, so lange sie noch nicht die 
starke Naturkraft der Leidenschaft bewältigt hatten, eher 
aufreizen, und nach schneller Busse eben so schnellen 
Rückfall herbeiführen. Aber dennoch War dieser Weg 
der einzige, um das Christenthum tief in das innere Leben 
der Menschheit einzuwurzeln. Nicht immer hat der, welcher 
schnell annimmt und gelehrig scheint, am Besten aufge- 
fasst, sondern oft zeigt sich der , welcher lange Wider- 
strebt, in der Folge tiefer und fruchtbarer ergriffen. Die 
Geschichte der germanischen Völker ist eine Bestätigung 
dieser Wahrheit. 
Die ersten, welche bleibende Sitze nahmen, und einen 
gewissen Grad von Cultur erlangten, waren die Ost- 
gothen, die unter dem grossen Theoderich nach Italien 
kamen. Sie scheinen die bildsamsten, mässigsten unter 
den Deutschen der Völkerwanderung gewesen zu sein. 
Schon dass sie sich in kirchlicher Beziehung, selbst als 
sie unter Katholiken lebten, zur arianischen Lehre
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.