Ihre
Bedeutung.
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rung und Erfüllung. Und wenn wir diese in der Decora-
tion gefunden und uns einige Zeit dem Reize dieses
sinnreichen, mährchenhaften Spiels hingegeben haben, so
üben-schleicht uns ein ganz ähnliches Gefühl. Es ist denn
doch nur ein zweckloser Genuss ohne bleibenden Ge-
winn; es sind nur täuschende Schatten, die uns umspie-
len; wir sehnen uns nach einer festen, wahren Gestalt.
Dies Gefühl der Ermüdung ist ein ganz gerechtes, weil
diese leichten Ornamente nicht bloss eine zufällige Zugabe
sind, sondern die höchste Leistung ausmachen. Wir be-
wegen uns zwischen den Extremen einer unausgebildeten
Anlage und der blossen Decoration; die wichtige Verbin-
dung durch organische Glieder fehlt. Während die Archi-
tektur die starre Nothwendigkeit zur Freiheit hindurch-
führen, dem bloss Dienenden und Zweckgemässen die
Gestalt des Organischen und Belebten verleihen soll, ist
hier von vorne herein diese Aufgabe umgangen, die harte
N othwendigkeit unvermittelt an den Luxus geknüpft. Wir
finden das Erhabene (wiewohl nur in schwachen Anklän-
gen) und das Angenehme in reichster Ausbildung, das
Schöne hat eigentlich keine Stelle gefunden.
Im Eingange dieses Buchs machte ich auf die Ver-
wandtschaft der Araber mit den Juden aufmerksam; die
Betrachtung ihrer. künstlerischen Entwickelung und der
innern Gründe derselben hat dies bestätigt. Es ist die-
selbe Richtung des Monotheismus, des Gegensatzes
zwischen einem geistig gedachten Gotte und der mate-
riellen Natur, welche bei beiden ihr ganzes Wesen durch-
dringt und eine einseitige Schärfe des Verstandes neben
einer gesteigerten Thätigkeit der Phantasie erzeugt. Aber
auch die Verschiedenheit beider Völker verdient Beach-
tung. In Beziehung auf die bildende Kunst haben die
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