Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

Ihre 
Bedeutung. 
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rung und Erfüllung. Und wenn wir diese in der Decora- 
tion gefunden und uns einige Zeit dem Reize dieses 
sinnreichen, mährchenhaften Spiels hingegeben haben, so 
üben-schleicht uns ein ganz ähnliches Gefühl. Es ist denn 
doch nur ein zweckloser Genuss ohne bleibenden Ge- 
winn; es sind nur täuschende Schatten, die uns umspie- 
len; wir sehnen uns nach einer festen, wahren Gestalt. 
Dies Gefühl der Ermüdung ist ein ganz gerechtes, weil 
diese leichten Ornamente nicht bloss eine zufällige Zugabe 
sind, sondern die höchste Leistung ausmachen. Wir be- 
wegen uns zwischen den Extremen einer unausgebildeten 
Anlage und der blossen Decoration; die wichtige Verbin- 
dung durch organische Glieder fehlt. Während die Archi- 
tektur die starre Nothwendigkeit zur Freiheit hindurch- 
führen, dem bloss Dienenden und Zweckgemässen die 
Gestalt des Organischen und Belebten verleihen soll, ist 
hier von vorne herein diese Aufgabe umgangen, die harte 
N othwendigkeit unvermittelt an den Luxus geknüpft. Wir 
finden das Erhabene (wiewohl nur in schwachen Anklän- 
gen) und das Angenehme in reichster Ausbildung, das 
Schöne hat eigentlich keine Stelle gefunden. 
Im Eingange dieses Buchs machte ich auf die Ver- 
wandtschaft der Araber mit den Juden aufmerksam; die 
Betrachtung ihrer. künstlerischen Entwickelung und der 
innern Gründe derselben hat dies bestätigt. Es ist die- 
selbe Richtung des Monotheismus, des Gegensatzes 
zwischen einem geistig gedachten Gotte und der mate- 
riellen Natur, welche bei beiden ihr ganzes Wesen durch- 
dringt und eine einseitige Schärfe des Verstandes neben 
einer gesteigerten Thätigkeit der Phantasie erzeugt. Aber 
auch die Verschiedenheit beider Völker verdient Beach- 
tung. In Beziehung auf die bildende Kunst haben die 
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