Reim
und
Musik.
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ausgezackten Lappen am Rande der Bogen und an den
Gewölben der Kuppel gleichen den Franzen der Zelt-
tücherii). Es giebt ferner kaum eine grössere Ueberein-
Stimmung als die der Arabesken mit den Ilnterhaltun-
gen, durch Welche die wandernden Araber die Stunden
der Ruhe , die Reichern und die Frauen die wollüstige
Langeweile des Harems verkürzen. Das reizende phan-
tastische Mährchen mit seinen überraschenden Wundern.
mit seinen unerklärten Beziehungen bildet dabei die Grund-
lage, es ist die genialste, aus der tiefsten Natur des
Volkes hervorgehende Aeusserung dieses Geistes, in
welcher sich noch die Anklänge alter Sagen, des frischen
Verkehrs mit einer reichen und wunderbaren Natur er-
halten haben. Aber wo diese nicht ausreichen, nimmt
man zu dürftigern, künstlichem Erzeugnissen seine Zu-
flucht. Räthsel, versteckte, in Metaphern gehüllte Klug-
heitsregeln, doppelsinnige Aeusserungen, Sprüche, die
vor- und rückwärts gelesen ähnlichen oder verschiedenen
Sinn geben, werden dann mitgetheilt. Auch die Poesie
selbst schliesst sich an diese Form an. Von früher Zeit
an kennt sie den Reim, das Spiel des wiederkehrenden
Gleichklanges , handhabt ihn aber auf eigenthünmliclae
Weise, indem sie ihn bald der ungebundenen Rede, wie
ein bloss zufälliges Element, zur Ueberrasclmulmg einmischt,
bald dasselbe yWort mit Veränderung des Sinnes bestän-
dig wiederkehren lässt, bald sich in allerlei Künsteleien
Man kann hier beobachten, welche Bedeutung solche Be-
miniscenzen haben. Sie sind nicht. Nachahmungen, welche unmittelbar
aus dem Naturzustaildc in die Architektur übergehen; in der Moschee
von Cordova ist nichts Zeltartiges zu erkennen. Sie linden sich erst
auf der letzten Stufe der Cultur ein; das späte Alter erinnert sich
mit Wohlgefallen an die Formen seines Jugendlebens und spielt go-
sclnvätzig mit ihnen.